Nach dem Elfmeterdrama gegen Griechenland glaubt Costa Rica auch an einen Sieg gegen Holland

Recife. Den historischen Triumph seiner „Ticos“ hatte Elfmeterkiller Keylor Navas ganz schnell abgehakt. „Ich möchte, dass sich meine Kinder später an mich erinnern und sagen: Mein Vater hat Geschichte geschrieben“, sagte der überragende Torhüter Costa Ricas nach seiner spektakulären Flugshow im Achtelfinale gegen Griechenland (5:3 i.E.). Mit seinen famosen Reflexen avancierte der No-Name-Keeper von UD Levante im Elfmeterdrama von Recife zum gefeierten Helden.

„Ich wusste vorher schon, dass er ein sehr guter Torwart ist“, sagte Costa Ricas Trainer Jorge Luis Pinto, „jetzt weiß ich, dass er einer der besten der Welt ist.“ Erst hielt Navas sein Team in fast 60-minütiger Unterzahl nach der Gelb-Roten Karte gegen Duarte (66.) mit etlichen Glanztaten im Spiel, dann parierte er den wahrlich nicht schlecht geschossenen Elfmeter von Theofanis Gekas geradezu sensationell. Als Michael Umaña anschließend den entscheidenden Elfmeter verwandelte, war die nächste WM-Überraschung perfekt.

Navas’ Durchbruch bei der WM hatte sich angekündigt. In der Primera División erlebte der 27-Jährige zuletzt eine Leistungsexplosion. Levantes Nummer eins entschärfte in der abgelaufenen Saison 80,4 Prozent der Bälle, die auf sein Tor kamen – ein herausragender Wert. Die spanischen Medien wählten ihn daraufhin zum Torhüter der Saison, noch vor Meisterkeeper Thibaut Courtois von Atlético Madrid.

Das hat inzwischen auch Bayern-Trainer Pep Guardiola mitbekommen. Laut einem Bericht der spanischen Sporttageszeitung „AS“ soll Navas beim deutschen Rekordmeister Tom Starke als Nummer zwei hinter Manuel Neuer ablösen. Zudem buhlen Champions-League-Finalist Atlético Madrid und Clubs aus England um den Keeper.

Doch die Fragen nach der Zukunft des Torhüters gingen inmitten der costa-ricanischen Feierlichkeiten in der magischen Nacht von Recife erst einmal unter. „Es ist ein großartiger Erfolg für unsere Mannschaft und für ein so kleines Land wie Costa Rica mit seinen nur vier Millionen Einwohnern. Wir haben als Mannschaft überzeugt und uns heute durchgekämpft“, sagte Siegtorschütze Umaña, der sich wie viele seiner Teamkollegen am Ende mit Krämpfen ins Elfmeterschießen rettete. Und der Mainzer Verteidiger Júnior Díaz meinte: „Jetzt träumen wir vom Halbfinale.“

Selbst Realist Pinto ließ sich von der Euphorie seiner Spieler anstecken. „Wir sind ehrgeizig, wir wachsen, und wir entwickeln uns“, sagte der Kolumbianer. „Und so Gott will, werden wir in diesem Turnier noch weiter kommen.“ In der Vorrunde hatte der aufmüpfige Underdog bereits die Weltmeister Italien (1:0) und England (0:0) auf die Heimreise geschickt sowie Uruguay (3:1) in die Schranken gewiesen. In der Heimat rief die Nachricht von der ersten Viertelfinalteilnahme Costa Ricas bei einer WM wahre Begeisterungsstürme hervor. Die Zeitung „CR Hoy“ nahm gleich den nächsten Gegner ins Visier: „Wer Uruguay und Italien schlägt, wer sich England und jetzt Griechenland erfolgreich stellt, der kann auch Holland hinter sich lassen.“