Vieles spricht für Real-Star Sami Khedira. Allerdings spielte Bayern-Routinier Bastian Schweinsteiger gegen die USA stark. Auf der linken Seite erhält Mario Götze den Vorzug vor Lukas Podolski.

Santo André. Zwei Spiele, zwei Niederlagen: Gegen kaum eine andere Mannschaft auf dieser Welt hat Deutschland eine so erschreckende Bilanz wie gegen Algerien. Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen vor dem Duell.

Spielt Khedira oder Schweinsteiger?

Zwei Ärzte, drei Meinungen. Das kennt man. So ähnlich ist es beim Fußball manchmal auch. „Wir waren im Mittelfeld sehr, sehr stark“, lobte Bundestrainer Joachim Löw den Auftritt gegen die USA, bei dem Bastian Schweinsteiger anstelle des pausierende Sami Khedira mitwirkte.

Der Geschonte hatte 90 Minuten zugesehen, kam aber zu einer weniger schmeichelhaften Einschätzung für die Berufskollegen: „Mit der Art und Weise kann man nicht zufrieden sein. Wir müssen schneller spielen.“

So deutliche Worte von einem, der nicht gespielt hatte, ließen nicht nur den Fernsehexperten Mehmet Scholl erstaunt („sehr seltsam“) zurück. Löws Wertschätzung für Khedira ist unumstößlich, der Mann von Real Madrid weiß das. Deshalb sagt er: „Es war ganz gut, mal eine Pause zu haben, um dann ausgeruht in die K.-o.-Runde zu gehen.“ Klingt alles nach Khedira. Wie Schweinsteiger dann reagiert, ist eine Frage für nach dem Spiel.

Was passiert auf der linken Seite?

Gegen die USA spielte Lukas Podolski erstmals von Anfang an, wurde aber schon nach 45 Minuten wieder ausgewechselt, weil ihm laut Löw „die Bindung zum Spiel fehlte“. Seine Einsatzchancen gegen Algerien wären daher ohnehin gering gewesen, nun aber sorgt eine Verletzung für frühzeitige Gewissheit: Oberschenkelzerrung, drei Tage Trainingspause, Achtelfinale ohne Podolski.

Naheliegender Ersatz auf der linken Mittelfeldseite: Mario Götze. Der stand in den beiden ersten Spielen in der Startformation, schoss gar ein Tor, verbreitete aber nicht den Glanz, den sein Potenzial verspricht. Alternative Lösung: André Schürrle. Er habe sich in seinem Jahr im Ausland gut entwickelt, sagt Löw über den Profi von Chelsea London, untermauerte diese Behauptung allerdings bislang nicht durch außerordentliche Berücksichtigung Schürrles. Auf 28 Minuten kommt der ehemalige Leverkusener bisher. Dabei wird es zunächst wohl auch bleiben.

Warum hat Deutschland so viele reine Bankangestellte?

Immerhin, das Schicksal lässt sich prächtig mit anderen teilen. Matthias Ginter? Erik Durm? Kevin Großkreutz? Christoph Kramer? Sie alle sind WM-Fahrer. Was sie nicht sind: WM-Spieler. Joachim Löw hat sie in seinen 20 Feldspieler umfassenden Kader berufen und die Reservisten zu Spezialkräften auserkoren. Diese Spezialkräfte gibt es tatsächlich, aber es sind nur wenige: Miroslav Klose ist eine, Bastian Schweinsteiger bislang, Lukas Podolski und Andre Schürrle vielleicht noch. Das war’s. Alle anderen schauen zu und haben – Stand jetzt – kaum Aussicht darauf, dass sich daran etwas ändert.

16 Spieler schickte Löw in der Vorrunde ins WM-Rennen, vor vier Jahren in Südafrika waren es zum gleichen Zeitpunkt schon 19. Und das bei diesem Turnier begeisternde Kolumbien hat bereits 21 Spieler aufgeboten. Löw wird aber in der entscheidenden Phase dieser Weltmeisterschaft Minimalist bleiben. Und der Kader damit eine Dreiklassengesellschaft.