Topstar Arjen Robben warnt vor überzogener Euphorie

Fortaleza. Vorsicht Falle! Der Weg ins Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft scheint frei für Oranje. Bis zur Vorschlussrunde warten auf die selbstbewussten Niederländer scheinbar keine Topteams mehr. Dabei könnten aber schon die unbequemen Mexikaner den Mitfavoriten im Achtelfinale stoppen. Mexikos Hitzeexperten möchten dem WM-Traum von Arjen Robben und Co. im Glutofen von Fortaleza bereits an diesem Sonntag (18 Uhr/ARD) ein Ende bereiten. „Wir wollen sie körperlich killen“, sagte Mexikos Kultcoach Miguel Herrera vor dem Duell martialisch. „Hoffentlich scheint die Sonne stark.“ Den Niederländern machen aber weniger die zu erwartenden Extrembedingungen als vielmehr der eigene Bruder Leichtsinn vor dem ersten K.-o.-Spiel Sorgen.

„Der Spielplan ist auch eine Falle“, warnte Arjen Robben seine Teamkollegen. Die ganze Fußballwelt sieht den Vizeweltmeister nach der besten Vorrunde seiner WM-Geschichte bereits in der Vorschlussrunde. Spanien? Raus. Italien? Wieder daheim. England? Schon längst auf der Insel. Stattdessen warten nun Mexiko und danach Costa Rica oder Griechenland. Die Chance auf einen langen Verbleib im Weltturnier am Zuckerhut ist also riesengroß.

Aber gerade darin liegt die Gefahr. „Hunderttausend Menschen haben mir schon gesagt, dass der Weg frei ist bei Gegnern wie Mexiko und Costa Rica oder Griechenland. Als würden wir schon im Halbfinale stehen. Aber so einfach ist es nicht. Mexiko hat eine fantastische Mannschaft, es wird ein schweres Spiel“, mahnte Robben im Magazin „NUsport“.

Der Flügelflitzer von Bayern München befindet sich derzeit in der Form seines Lebens und ist im zurückhaltenden 5-3-2-System von Louis van Gaal die entscheidende Waffe. „Ich kann meinen Augen manchmal nicht trauen, was er am Ball kann und wie schnell er ist“, lobte Shootingstar Memphis Depay seinen Vizekapitän. Gegen Mexiko bekommt Robben in Robin van Persie auch wieder seinen angestammten Sturmpartner an die Seite, nachdem der Spielführer im letzten Gruppenspiel gegen Chile wegen seiner zweiten Gelben Karte hatte zuschauen müssen.

Die Rückkehr des Torjägers von Manchester United dürfte die einzige Änderung sein, die van Gaal im Vergleich zum 2:0 gegen Chile vornimmt. Routinier Dirk Kuyt wird dagegen aller Voraussicht nach wieder als Linksverteidiger auflaufen und im Estadio Castelao wohl sein 100. Länderspiel für die „Elftal“ bestreiten. „Wir sind für alles bereit“, sagte Kuyt. „Der Glaube daran, dass die WM für uns gegen Mexiko noch nicht zu Ende ist, lebt in der Mannschaft“, sagte Spielmacher Wesley Sneijder.

Allerdings streben auch die Mexikaner nach ihren starken Auftritten in der Vorrunde mit aller Macht in ihr erstes Viertelfinale seit der WM 1986 im eigenen Land. „Wir spielen gegen eine ausgesprochen schwierige Mannschaft, die die Gruppenphase perfekt überstanden hat“, sagte Coach Herrera. „Aber wir sehen sie nicht als unschlagbar an.“

Das mexikanische Feierbiest setzt auf die Fitness seiner Akteure. „Unsere beste Waffe ist der physische Zustand unseres Teams“, sagte der Coach, die vorhergesagte Mittagshitze von über 30 Grad und die hohe Luftfeuchtigkeit sollen der „Tri“ entgegenkommen.

Allerdings plagt Herrera ein großes personelles Problem. Ausgerechnet seine Schlüsselfigur im Mittelfeld fehlt gelbgesperrt. So effektiv und zuverlässig wie José Vázquez kann keiner der Ersatzkandidaten diese zentrale Position ausfüllen. Carlos Salcido, Carlos Peña oder Marco Fabián kommt diese schwierige Aufgabe zu. „Ohne Vázquez verlieren wir einen wichtigen Teil unseres Spiels“, bedauerte Mittelfeldkollege Andrés Guardado den prominenten Ausfall.

Es spricht also alles für Oranje. „Wenn wir gegen Mexiko gewinnen, dann ist ein WM-Finale wieder möglich. Das muss uns bewusst sein“, sagte Robben. „Wir haben uns selbst in diese gute Position gebracht, nun müssen wir davon aber auch profitieren.“

Niederlande: 1 Cillessen – 7 Janmaat, 2 Vlaar, 3 de Vrij, 5 Blind, 15 Kuyt – 8 de Jong, 20 Wijnaldum – 10 Sneijder – 9 van Persie, 11 Robben.Mexiko: 13 Ochoa – 22 Aguilar, 2 Rodríguez, 4 Márquez, 15 Moreno, 7 Layún – 6 Héctor Herrera, 3 Salcido (21 Peña), 18 Guardado – 10 dos Santos, 19 Peralta.Schiedsrichter: noch nicht benannt.