Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Was können wir uns noch mehr erhoffen von dieser WM, nach diesem rauschenden Spektakel, das sich schlicht Vorrunde nannte; mit Toren, Tricks und Technik, Tritten, Bissen, Videobeweisen und irrlichternden Schiedsrichtern, mit Weltstars, die diesmal wirklich welche waren wie Messi oder Neymar. Gehört eigentlich Thomas Müller schon dazu? Nur der als Bester der Branche Gekürte fiel wieder mal ein bisschen ab. Weltfußballer Cristiano Ronaldo durfte jedoch hadern mit Verletzungen an Knie und Beinen und ebendiesem portugiesischen Team, das offenbar seiner wenig würdig war.

Dreiviertel der 20. Weltmeisterschaft ist gespielt, der Hauptgang, die K.-o.-Spiele, wurde diesmal aber anders zubereitet als bei vielen Titelkämpfen zuletzt. Die Fußballwelt ist noch enger zusammengerückt, die erfolgsmüden und von den stärksten Ligen der Welt in Spanien, England, Deutschland und Italien erschöpften Europäer haben ihre Dominanz zumindest für diesen Moment verloren. Nur sechs Teams des alten Kontinents haben das Achtelfinale erreicht, dagegen acht aus der neuen Welt, drei aus Nord- und Mittelamerika, fünf des Südens. So viel Amerika war noch nie.

Asiaten, rennen allein reicht nicht, und Afrikaner wiederum scheinen einmal mehr nicht in die Fußballpuschen zu kommen, was im Fall der Afrikaner schnell erklärt wäre. Ihnen fehlt auf und abseits des Platzes jene Disziplin, die bei allem Talent immer noch den Unterschied zwischen Ausscheiden und Achtelfinale ausmacht. Kamerun und Ghana bildeten abschreckende Beispiele. Den Gegenentwurf zeichnete Costa Rica. Nicht allein die 23 nominierten Spieler durften nach Brasilien fliegen, auch alle Angeschlagenen und Verletzten, die es nicht mehr gesund in den WM-Kader geschafft hatten. Das nennt man wohl Teamgeist – und der bleibt bei einem Mannschaftssport selbst in Zeiten der Egomanen und Selbstdarsteller ein gewinnbringender Faktor.

Der Aufschwung der Amerikaner überrascht nicht. Ihre Besten haben in den europäischen Clubs gelernt, natürliche Spielfreunde und geniale Improvisationskunst in taktischen Konzeptionen zum Nutzen aller einzubringen. Und dass man mit Fitness manche technischen Mängel immer noch überdecken kann, beweisen gerade Klinsmanns US-Boys. Das alles lässt uns hoffen, dass dieses grandiose Fußballfest in Brasilien weitergeht.

Leider sind es nur noch 16 Spiele.