Viele sehr nasse Männer waren zu sehen im Regen von Recife. Der unmittelbare Trainervergleich zwischen Jogi Löw und Jürgen Klinsmann hinsichtlich des Hipness-Faktors ihrer hemmungslos durchspülten Haare fiel deutlich zugunsten des Trainers der heimischen Mannschaft aus. Wie Jogi in dramatischer Geste in einem Moment großer Aufregung erfolglos das unbändige, tropfnasse Haar nach hinten warf und dabei eine wie mit Lineal gezogene Stirnlinie sehen ließ, da sah er aus wie ein Rockstar im Regen von Scheeßel beim Bad in der Menge.

Nicht nur nach 94 Spielminuten, auch bei den Trainer-Kopfbedeckungen stand es gefühlt mindestens 1:0 für Deutschland. Klinsmann schützte sein feines Haar in der ersten Halbzeit unter der amerikanischen Nationalmütze, einer Baseball-Cap, was irgendwie golfig und unklinsisch aussah, aber natürlich mentalitätsmäßig 100 Prozent Klinsmann ist. Jogi dagegen schaute unter dem Hoodie, den er leider bald auszog, wie ein Beagle drein, der sich beim morgendlichen Zeitungholen für sein noch schlafendes Herrchen versehentlich ausgesperrt hat und im Regen geduldig wartet, bis ihm die Tür geöffnet wird.

Oliver Schmidt kommentierte die Partie fürs ZDF eher leidenschaftsarm. Manchmal schraubte er sein Mitteilungsbedürfnis auf das Niveau eines Trappistenmönchs herunter, aber das geht in Ordnung. Es zeigt Gelassenheit und Souveränität. Beim Private Viewing in unserem Großfamilienkreis herrscht eh schnell ein Geräuschpegel, der es Kommentatoren nicht leicht macht, sich Gehör zu verschaffen.

Während manche Kameraleute sich an hübsch kostümierten, hübsch bemalten, speziell an hübsch weiblichen Fans nicht sattsehen können, blieb im letzten Gruppenspiel der Gruppe G das Auge der Geräte löblicherweise überwiegend aufs Spielgeschehen fixiert.

Des Spielanalysten und externen Mannschaftspsychologen Oliver Kahn Augen dagegen waren infolge des Gegenlichts im nachfolgenden Zwiegespräch mit Oliver Welke kaum zu sehen. Da es sonst nicht schrecklich viel auszusetzen gab an den Ex-Kollegen, mahnte Kahn mehr Tempovariabilität an. Wo er recht hat, hat er recht.