Slimani lässt Algerien jubeln: Ein 1:1 gegen Russland bringt die Nordafrikaner erstmals in ein WM-Achtelfinale. Gegner Deutschland ist gewarnt.

Curitiba. Algerien ist Gegner von Deutschland im Achtelfinale der WM in Brasilien. Die Nordafrikaner zogen durch ein 1:1 (0:1) gegen Russland bei ihrer vierten Teilnahme erstmals in die K.-o.-Runde einer WM ein. Bei ihrem ersten Anlauf 1982 war ihnen das nach dem überraschenden Auftaktsieg gegen Deutschland (2:1) nicht vergönnt gewesen, weil es am letzten Gruppenspieltag zwischen Deutschland und Österreich zur „Schande von Gijón“ kam. Damals stellten beide Teams früh beim Stand von 1:0 ihre Angriffsbemühungen ein, weil das Ergebnis beiden zum Weiterkommen reichte. Jetzt sinnen die Algerier auf Revanche gegen das DFB-Team, das sie vor 32 Jahren in einem legendären Vorrundenspiel düpierten. Joachim Löw und seine Spieler sollten gewarnt sein: Denn auch das zweite bisherige Aufeinandertreffen konnte Algerien 1964 mit 2:0 für sich entscheiden.

Entsprechend respektvoll äußerte sich der Bundestrainer bereits über den Gegner aus Nordafrika. „Dass die Algerier unbequem sind, haben sie bewiesen“, sagte Löw auf dem Rückflug nach dem 1:0-Sieg der Deutschen gegen die USA. „Bei einer Weltmeisterschaft gibt es keine Wunschgegner, auch keine einfachen Gegner, schon gar nicht in den K.-o.-Spielen“, ergänzte der DFB-Coach.

Am Donnerstagabend war es Islam Slimani von Sporting Lissabon, der Algeriens Wüstenfüchse mit seinem Treffer in der 60. Minute ins Glück schoss. Bis dahin waren die Russen durch den frühen Treffer von Alexander Kokorin (6.) auf einem guten Weg, am Montag (22 Uhr/ZDF) in Porto Alegre auf die deutsche Mannschaft zu treffen. Slimani traf nach einem Freistoß per Kopf, Russlands Torhüter Igor Akinfejew sah dabei nicht gut aus.

Für Russland war vor dem Spiel vor 39.311 Zuschauern in Curitiba ganz klar: ein Sieg war Grundvoraussetzung fürs Weiterkommen. Und in einem insgesamt flotten Spiel in Curitiba gelang den Russen auch ein Start nach Maß. Aus der ersten Torchance enstand gleich das 1:0, nach einem Flankenlauf von Dimitri Kombarow verwandelte Kokorin die Hereingabe mit dem Kopf.

Es blieb dies lange die einzig gute Chance des Spiels, obwohl gerade die Russen nach den Spielen gegen Südkorea (1:1) und Belgien (0:1) zunächst richtig Betrieb machten. Die Sbornaja führte völlig verdient, die Angriffe versandeten aber auch meist an der Strafraumgrenze. Algerien hielt dagegen, hatte aber Mühe, auf dem arg ramponierten Rasen wie gewohnt sein gutes Passspiel aufziehen.

Es dauerte eine gute halbe Stunde, ehe die Algerier, die nach der Niederlage gegen Belgien (1:2) anschließend gegen Südkorea (4:2) den torreichsten WM-Sieg einer afrikanischen Mannschaft gefeiert hatten, eine gute Gelegenheit besaßen. Den Schuss von Slimani lenkte Akinfejew mit einer starken Parade aber über die Latte (29.). Zuvor hatte Oleg Schatow knapp über das Tor der Wüstenfüchse gezielt (26.).

Algerien hatte zunächst kaum einmal eine Lücke in der gut organisierten russischen Abwehr gefunden – war nun aber besser im Spiel. Das lag auch daran, dass die Sbornaja erst einmal den geordneten Rückzug antrat und die Nordafrikaner kommen ließ. das wäre beinahe schief gegangen, kurz vor Pause aber köpfte erneut Slimani nur in die Arme von Akinfejew (43.).

Russland schien dadurch etwas aufgeschreckt, kam mit mehr Schwung aus der Pause, Algerien gelangen zunächst kaum noch Entlastungsangriffe – ehe dem starken Slimani der Ausgleich gelang in einer Phase, in der die Nordafrikaner etwas stärker wurden. Russland setzte nun alles auf eine Karte, spielte noch offensiver, es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Mit dem glücklicheren Ende für Algerien.

Macher des Erfolgs ist der bosnische Trainerfuchs Vahid Halilhodzic, der die Mannschaft nach seinem Amtsantritt komplett umgebaut hat und fast ausschließlich auf gebürtige Franzosen setzt. Dank deren erstklassiger Ausbildung in Europa verfügt Halilhodzic über ein äußerst spielstarkes Team.

Wichtigste Spieler in seiner Mannschaft waren im Turnierverlauf die Mittelfeld-Asse Sofiane Feghouli vom FC Valencia und Yacine Brahimi vom FC Granada sowie Angreifer Islam Slimani (Sporting Lissabon), allerdings war die Abwehr oft wackelig. Der hochveranlagte Regisseur Saphir Taider (Inter Mailand) blieb zudem bislang hinter seinen Möglichkeiten.

Nach der WM wird Coach Halilhodzic seinen Posten räumen. Trotz aller Erfolge und der Begeisterung im algerischen Volk steht er in den Medien stets in der Kritik und fühlt sich unfair behandelt. Der dauernde Kleinkrieg hat den 61-Jährigen entnervt.

Algerien: M’Bolhi – Mandi, Belkalem, Halliche, Mesbah – Medjani, Bentaleb – Feghouli, Brahimi (70. Yebda), Djabou (77. Ghilas) – Slimani (90.+1 . Soudani).Russland: Akinfejew – Koslow, Beresuzki, Ignaschewitsch, Kombarow – Gluschakow (46. Denisow), Faisulin – Samedow, Kokorin, Schatow (67. Sagojew) – Kerschakow (81. Kanunnikow).Schiedsrichter: Cüneyt Cakir (Türkei). Zuschauer: 39.311. Tore: 0:1 Kokorin (6.), 1:1 Slimani (60.). Gelbe Karten: Mesbah, Ghilas, Cadamuro / Kombarow, Koslow.