Die nicht geahndete Attacke von Stürmer Suárez überschattet den 1:0-Sieg über Italien. Trainer Prandelli tritt zurück.

Natal. Eine Beißattacke von Luis Suárez hat bei Uruguays Einzug ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft für einen Skandal gesorgt. Vom mexikanischen Schiedsrichter Marco Rodriguez unbemerkt attackierte der 27-jährige Angreifer am Dienstag beim 1:0 (0:0)-Sieg der Südamerikaner in Natal seinen italienischen Gegenspieler Giorgio Chiellini. Wenig später sorgte Diego Godin vor 39.706 Zuschauern für die Entscheidung, als er einen Eckball von Gaston Ramirez per Kopf im Tor der Azzurri unterbrachte und damit das frühe Aus für den vierfachen Weltmeister besiegelte. Der Trainer der Squaddra Azzurra, Cesare Prandelli, kündigte nach dem Spiel seinen Rücktritt an. Auch Verbandspräsident Giancarlo Abete nimmt seinen Hut.

Nach dem Spiel sprachen alle Beteiligten aber nur über die Beißattacke. Chiellini hatte nach der Szene in der 79. Minute seine Schulter präsentiert, auf der ein Bissabdruck zu sehen war. Dem als Wiederholungstäter geltenden Suárez droht nun eine Bestrafung durch den Weltverband Fifa. In seiner ersten Reaktion nach dem Spiel ging Suárez auf die Attacke nicht ein. „Die Mannschaft hat erneut Geschichte geschrieben in Brasilien. Wir haben in jedem Moment Selbstvertrauen gezeigt und diesen Sieg verdient“, erklärte Suárez. Die Azzurri verloren neben dem Spiel auch Claudio Marchisio in der 59. Minute durch Platzverweis und müssen zum zweiten Mal nach 2010 bereits nach der WM-Vorrunde die Heimreise antreten. „Die Rote Karte hat uns beeinträchtigt. Aber man kann die Schuld nicht immer anderen geben. Auch wir haben Fehler gemacht“, räumte Italiens Keeper Gianluigi Buffon freimütig ein.

Um das gegen Costa Rica maue Angriffsspiel seiner Mannschaft zu beleben, hatte Coach Prandelli Stürmer Mario Balotelli den künftigen Dortmunder Ciro Immobile an die Seite gestellt. Doch auch mit Doppelspitze fehlte den Azzurri in der Offensive die Durchschlagskraft. Dabei machte die Squadra trotz der hohen Temperaturen um 28 Grad Celsius einen frischeren Eindruck als zuletzt und verfügte in Andrea Pirlo über einen exzellenten Ballverteiler.

Auch Uruguays Coach Oscar Tabarez ließ seine Mannschaft erstmals im Turnier im 3-5-2-System spielen. Obwohl sie unbedingt gewinnen mussten, investierten die Südamerikaner aber nur wenig in das Spiel. In der Spitze wurde immer wieder der gegen England zweimal erfolgreiche Suárez gesucht, doch der Angreifer sah sich meist mehreren italienischen Abwehrspielern gegenüber. Erst in der 33. Minute entzog sich der Superstar seinen Bewachern, konnte den stark reagierenden Buffon aber aus spitzem Winkel nicht bezwingen. Auch beim Nachschuss von Nicolas Lodeiro war der gegen Costa Rica nicht fehlerfreie Keeper auf dem Posten.

Mit Beginn der zweiten Spielhälfte nahm Prandelli seinen Gelb-Sünder Balotelli vom Feld, brachte in Marco Parolo einen defensiven Akteur und stellte auf ein 3-6-1 um. Die Folge war noch mehr Ballgeschiebe im Mittelfeld. Eine halbe Stunde vor Schluss war das Spiel für Marchisio beendet, der nach einem Tritt gegen Egidio Arevalo vorzeitig in die Kabine geschickt wurde (59.).

In Überzahl gaben die Urus ihre Zurückhaltung. In der 66. Minute verhinderte Buffon gegen Suarez das drohende 1:0 für den Weltranglistensiebten, der in der Schlussphase mit Macht auf das Siegtor drängte und schließlich durch Verteidiger Godin erlöst wurde.

Das Fußball-Mutterland England hat sich unterdessen mit einem 0:0 gegen Gruppensieger Costa Rica von der WM-Bühne verabschiedet. Die Three Lions waren bereits zuvor zum ersten Mal seit 56 Jahren in der Vorrunde einer WM gescheitert. Mit einem Punkt belegten die Engländer in der Gruppe D abgeschlagen den letzten Platz.

Italien: Buffon – Barzagli, Bonucci, Chiellini – Darmian, Verratti (75. Thiago Motta), Pirlo, Marchisio, De Sciglio – Balotelli (46. Parolo), Immobile (71. Cassano).Uruguay: Muslera – González, Giménez, Godín, Cáceres, Álvaro Pereira (63. Stuani) – Lodeiro (46. Maxi Pereira), Arévalo, Cristian Rodríguez (78. Ramírez) – Cavani, SuárezSchiedsrichter: Rodríguez (Mexiko). Zuschauer: 39.706 Tor: 0:1 Godín (81.) Rote Karte: Marchisio (59./grobes Foulspiel).