Carlos Valderrama kann wohl zu den typischen Vertretern des südamerikanischen Fußballs gezählt werden. Ähnlich wie sein Landsmann René Higuita (das war der verrückte Torwart) prägte der Kolumbianer eine Zeit, in der sich Genie und Wahnsinn gern im Doppelpass übten. Die Spieler stellten lustige Sachen an, zeigten spektakuläre Aktionen – und scheiterten letztlich doch, weil Disziplin, Kondition und Spielverständnis eher nicht zu ihren Tugenden zählten. Die aber sind für ein langes Turnier unabdingbar; auch deswegen siegen letztlich oft die Italiener.

Am Dienstag nun meldete sich Valderrama, der noch immer seine Wischmob-Frisur trägt, zu Wort. Man könne das kolumbianische Team nicht mit dem seiner Zeit vergleichen (was wohl stimmt), aber: „Diesen ‚Chicos‘ muss man eins lassen: Sie haben in zwei Spielen alles besser gemacht als jede Generation vor ihnen“ – was absolut stimmt, und nicht nur für die Kolumbianer. Auch die Chilenen, die Mittelamerikaner um Mexiko und Costa Rica und auch die Uruguayer haben gezeigt, dass sich ihr Fußball deutlich weiterentwickelt hat. Ihre Stärke gehört schon vor dem Abschluss der Vorrunde zu den größten Überraschungen des Turniers. Offenbar zeigt nun Wirkung, dass viele der Spieler seit Jahren in europäischen Ligen spielen, die Methoden und Erfolgsrezepte haben sich globalisiert. Und die Fitness als Schlüssel zum Erfolg hat sich ebenfalls rumgesprochen; dass Mexiko eine Mannschaft wie Kroatien im letzten Spieldrittel schlägt, hätte es früher eher nicht gegeben. Und schließlich hat sich der Heimvorteil Brasiliens auf die gesamte Region ausgeweitet; die Stimmung in den Stadien, die klimatischen Bedingungen, die Unterstützung der vielen Fans hilft nicht nur dem Gastgeber.

Valderrama selbst, mittlerweile 52 Jahre alt, spielte übrigens jüngst in dem Film „Für eine Handvoll Haare“ mit, eine Art moderner Spaghettiwestern mit Fantasy- und Märchenelementen. Ein spektakuläres Werk, aber nicht vom ganz großen Erfolg gekrönt.