Deutschland und USA reichen in ihrem Spiel am Donnerstag ein Unentschieden zum Weiterkommen

Santo André. Die spanischen Zuschauer winkten mit weißen Taschentüchern als Zeichen ihrer Verachtung, algerische Fans zeigten Geldscheine und vermuteten Schiebung. Der Unmut der Zuschauer galt an diesem 25. Juni 1982 dem Standfußball Deutschlands und Österreichs. Beide Teams wussten, was sie zu tun hatten: Durch den deutschen 1:0-Sieg scheiterte Algerien in der WM-Vorrunde. Die Partie ging als moralischer Tiefpunkt in die deutsche und österreichische Länderspielgeschichte ein: „Die Schande von Gijón“.

Und jetzt? Am kommenden Donnerstag genügt Deutschland und den USA im letzten Spiel der Gruppe G ein Unentschieden, damit beide Teams sicher das WM-Achtelfinale erreichen (siehe nebenstehenden Text). Die tabellarischen Voraussetzungen vor dem Spiel in Recife lassen sogleich an ein neues Gijón denken. Natürlich. „Absprachen kann ich absolut verneinen. Wir wollen das Spiel gewinnen“, betonte Deutschlands Assistenztrainer Hansi Flick am Montag wenig überraschend im WM-Quartier Campo Bahia. Und Innenverteidiger Mats Hummels ergänzte: „Es wäre grob unsportlich, sollte jemand auf dem Platz solche Gedanken im Kopf haben. Wir spielen auf Sieg. Alles andere wäre allen anderen Nationen unfair gegenüber.“

Der Gruppensieg ist tatsächlich ein wichtiger Aspekt. Wer möchte schon gegen Belgien im Achtelfinale spielen, wenn es auch Algerien oder Russland sein kann? „Wir wollen gewinnen“, sagt Flick, „wir wollen als Erste abschließen.“ Auch US-Coach Jürgen Klinsmann verbat sich nach dem spektakulären 2:2 gegen Portugal (Seite 24) jeden Gedanken an irgendwelche Zurückhaltung: „Wir sind kein Team, das für ein Unentschieden gemacht ist. Wir kämpfen um den Sieg, das ist unser Spirit. Und zwar in jedem einzelnen Spiel.“

Und doch – wie sehr pikst das innere, kleine Gijón-Teufelchen die Akteure, wenn es nach 70 Minuten unentschieden steht? „Ich weiß nichts von einer Absprache. Ich glaube, dass es sich einfach so im Spiel von selbst ergeben hat“, sagt Horst Hrubesch, der 1982 den deutschen Siegtreffer geschossen hatte. Von einer „stillen Übereinkunft von 22 sportlichen Ganoven“ sprach Willi Schulz damals. In diesen Ruf will keiner kommen, schon gar nicht zwei Trainer, die seit ihrer Zusammenarbeit bei der WM 2006 als Freunde gelten. Jürgen Klinsmann jedenfalls bekräftigte sein Ziel: „Gegen Deutschland gewinnen und Gruppenerster werden.“