Ein Kommentar von Jörn Lauterbach

Jetzt steht also auch Felix Brych auf der Liste der Schiedsrichter mit Fehl und Tadel dieser WM. Beim Spiel Russland gegen Belgien trifft Toby Alderweireld den Russen Maxim Kanunnikow in der 26. Minute am Fuß, und das auch noch im Strafraum. Es gab in anderen Vorrundenbegegnungen schon klarere Fouls und groteskere Fehlentscheidungen, aber hier wäre ein Elfmeterpfiff angemessen gewesen. Der ertönte aber nicht, also: Eine Fehlentscheidung, die das Spiel beim Stande von 0:0 schon maßgeblich beeinflusste. Und die der These entgegensteht, dass nur Schiedsrichter aus Fußball-Entwicklungsländern falsche Entscheidungen treffen.

Zuvor hatte im Spiel Spanien gegen die Niederlande auch der Italiener Nicola Rizzoli bei einem Elfmeter und einem Tor danebengelegen. Andere Fehler machten aber tatsächlich Referees aus Neuseeland, Usbekistan, Serbien oder Chile – Länder also, die keine herausragenden Ligen mit entsprechenden Anforderungen an die Spielleiter haben. Nur: Es könnte ebenso sein, dass auch die Schiris aus den großen Fußballnationen bei mehr Einsätzen, wenn also die „Exoten“ nicht berufen werden würden, auch mehr Fehler machen würden. Erfahrung ist zwar wichtig, bietet aber keinen hinreichenden Schutz. Das angebliche Foul an Bernd Hölzenbein im WM-Finale 1974 pfiff zum Beispiel ein Engländer, und das glasklare Handspiel von Thierry Henry in den Entscheidungsspielen zur WM-Qualifikation Frankreich gegen Irland übersah ein schwedischer Unparteiischer.

Der Fußball ist auch mit diesen und vielen weiteren Fehlern der Schiedsrichter zu einem weltweiten Massensport geworden – was wiederum das Spiel beeinflusst, das noch schneller und athletischer ist als je zuvor und das eine Bedeutung bekommen hat, die die Last auf den Mann mit der Pfeife noch weiter erhöht. Etwas mehr Gelassenheit im Umgang mit dessen Entscheidungen und vor allem Respekt vor der Größe der Aufgabe wären angebracht. Auch wenn es manchmal sehr schwerfällt.