„Joker“ Divock Origi sorgte mit seinem späten Treffer für den glücklichen 1:0-Sieg gegen Russland
Rio de Janeiro. Mitfavorit Belgien ist mit Mühe, aber verdient ins WM-Achtelfinale eingezogen. Beim hart erkämpften 1:0 am Sonntag gegen Russland erlöste erst der eingewechselte Divock Origi in der 88. Minute das Team von Trainer Marc Wilmots nach einer lange Zeit enttäuschenden Vorstellung. Es war bereits das dritte „Jokertor“ der Mannschaft des früheren Schalker Profis. Belgien könnte im Achtelfinale auf das deutsche Team treffen.
Russland droht dagegen das Vorrunden-Aus. Vor den Augen des belgischen Königs Philippe und 73.819 Zuschauern in der Endspielarena Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro lieferten beide Teams über weite Strecken eine langweilige Partie ab.
Das war dem ehemaligen HSV- und jetzigen Bayern-Profi Daniel Van Buyten jedoch völlig egal: „Ich bin natürlich sehr froh, dass wir das Tor noch machen konnten“, sagte der 36 Jahre alte Abwehrspieler: „Man hat gesehen, dass unsere Bank sehr gut ist. Wenn einer von draußen reinkommt, können wir immer noch Gas geben.“
Glück hatten die „Roten Teufel“ auch in der 26. Minute, als Schiedsrichter Felix Brych (München) nach einem Foul von Toby Alderweireld im Strafraum an Maxim Kannunikow den eigentlich fälligen Elfmeter verweigerte.
Wilmots hatte die Partie zu einem „Sechspunktespiel“ erklärt, und dementsprechend engagiert ging sein Team die Aufgabe auch an. Anders als beim mühsamen 2:1 zum Auftakt gegen Algerien wollte der WM-Mitfavorit von der ersten Sekunde an die Initiative übernehmen. Die gegen die Nordafrikaner erst eingewechselten Torschützen Marouane Fellaini und Dries Mertens standen diesmal in der Startelf.
Die Russen, beim enttäuschenden 1:1 zu Turnierbeginn gegen Südkorea noch überraschend nervös, präsentierten sich bei ihrem zweiten Auftritt wesentlich ruhiger und taktisch disziplinierter. Das Team von Coach Fabio Capello gab Belgien wenig Raum zur Entfaltung, mehr als ein paar eigene Zufallskonter sprangen bei der Safety-First-Taktik aber nicht heraus. So wurde die Partie zunehmend ereignisloser. Erst in der Schlussphase erspielten sich die Belgier wieder Vorteile. Ein Freistoß von Eden Hazard klatschte an den Pfosten (84.). Origi sorgte mit seinem Treffer schließlich für die Entscheidung.
„Bei einer WM braucht man auch Glück“, sagte Van Buyten. „Unsere junge Mannschaft lernt mit jedem Spiel dazu. In den K.-o.-Spielen schauen wir von Partie zu Partie, und dann sehen wir mal, was dabei herausspringt und wie weit das kleine Belgien kommt.“
Als Folge des Sturms chilenischer Anhänger vergangenen Mittwoch ins Pressezentrum des Stadions riegelten diesmal Hunderte Militärpolizisten die Zufahrtsstraßen zum brasilianischen Fußballtempel ab. Zwischenfälle gab es keine.
Belgien: Courtois – Alderweireld, Van Buyten, Kompany, Vermaelen (32. Vertonghen) – Witsel, Fellaini – Mertens (75. Mirallas), De Bruyne, Hazard – Lukaku (58. Origi). Russland: Akinfejew – Koslow (63. Jeschtschenko), Beresuzki, Ignaschewitsch, Kombarow – Gluschakow, Faisulin – Samedow (90. Kerschakow), Kanunnikow, Schatow (85. Dsagojew) – Kokorin. Schiedsrichter: Brych (München). Zuschauer: 73.819. Tor: 1:0 Origi (88.). Gelbe Karten: Witsel, Alderweireld – Gluschakow.
(HA)