15 Spieler der Eidgenossen haben ausländische Wurzeln. Trainer Hitzfeld hält sein Team für konstanter als Gegner Frankreich

Salvador da Bahia. Ottmar Hitzfelds Multikulti-Schweizer plauderten ganz entspannt am Strand mit ihren Fans und posierten für Fotos. Das WM-Team mit dem größten Ausländeranteil, das viertjüngste in Brasilien, geht mit allerbester Laune eine historische Mission an. Sollten Bayern-Star Xherdan Shaqiri und Co. am Freitag (21 Uhr/ARD) gegen Ex-Weltmeister Frankreich gewinnen, wären sie die ersten Schweizer in der WM-Geschichte mit zwei Siegen zum Start.

Hitzfeld hält dieses Novum, das voraussichtlich den vorzeitigen Achtelfinaleinzug bedeuten würde, für möglich. „Wir haben in den vergangenen Jahren konstantere Leistungen als Frankreich gebracht“, sagte der Schweizer Nationaltrainer, warnte aber gleichzeitig: „Die Franzosen haben ein großes Potenzial, von daher muss man sie zu den Favoriten zählen.“ Die „Blauen“ zu schlagen, haben die Eidgenossen in Pflichtspielen bislang stets vergeblich versucht. Im fünften Anlauf soll es die „bunte Nati“ (Blick) mit 15 Spielern mit ausländischen Wurzeln, die zum Auftakt 2:1 gegen Ecuador gewann, endlich schaffen. Gleich neun Einwanderer oder „Secondos“, in der Schweiz geborene Kinder von Immigranten, könnten in der Startelf stehen.

Wie die bei WM-Turnieren meist erfolglosen Schweizer wollen auch die Franzosen ihre Vergangenheit besiegen. Vier Jahre nach der „Schande von Knysna“, dem Spielerstreik in Südafrika, sollen WM-Erfolge der Equipe Tricolore die Fans versöhnen. Patrice Evra, 2010 einer der Rädelsführer beim Aufstand gegen Trainer Raymond Domenech, will das Thema endlich abhaken. „2010 habe ich alles gegeben und meine Energie verloren, heute gebe ich alles und erhalte Energie zurück“, sagte der Linksverteidiger, mit 33 Jahren der Älteste im jungen französischen Team, „2010 hat mich aufgefressen.“

Damals war er neben Bayern-Star Franck Ribéry maßgeblich daran beteiligt, dass die Mannschaft nach dem Rauswurf von Nicolas Anelka auf die Barrikaden ging. Vier Jahre nach dem Vorrunden-Aus der Revoluzzer sieht sich Evra wieder als Wortführer. „Als ich nach meiner Sperre zurückgekommen bin, habe ich mir gesagt: Mach dich ganz klein“, berichtete er, „aber das kann ich nicht. Ich bin ein Anführer.“

Zurück zur Schweiz: Deren Trainer Hitzfeld hat noch sehr persönliche Gründe, auf ein Weiterkommen zu hoffen: Sein Karriereende nach der WM bezeichnete er als „unumstößlich“. Aber: „Ich weiß, dass ich mich langweilen werde, wenn das alles vorbei ist. Deshalb möchte ich so lange wie möglich bei dieser WM dabei sein“, sagte der 65-Jährige in einem Interview der französischen Sportzeitung „L'Équipe“. „Diese WM stellt den Höhepunkt meiner Karriere dar“, fügte er hinzu. Er erlebe sehr intensive Momente mit der Mannschaft und habe eine „ganz besondere Beziehung zur Schweiz“.

Schweiz: 1 Benaglio – 2 Lichtsteiner, 20 Djourou, 5 von Bergen, 13 Rodriguez – 11 Behrami, 8 Inler – 10 Xhaka, 23 Shaqiri, 18 Mehmedi – 9 Seferovic.

Frankreich: 1 Lloris – 2 Debuchy, 4 Varane, 5 Sakho, 3 Évra – 19 Pogba, 6 Cabayé, 14 Matuidi – 8 Valbuena , 10 Benzema, 11 Griezman.

Schiedsrichter: Kuipers (Niederlande).