Zerstörungswut: Die rote Horde hinterließ nach dem Spiel zwischen Spanien und Chile (0:2) ein Bild der Zerstörung. Rund 100 chilenische Fans drangen gewaltsam in Brasiliens Fußballtempel Maracanã ein, rasten durch das Mediencenter im Bauch des Stadions, demolierten Türen, Wände und Fernsehgeräte. Keine 24 Stunden nach dem Zwischenfall verkündete der Weltverband Fifa, sein Sicherheitskonzept für die WM auf den Prüfstand zu stellen. Auch bei den Siegesfeiern in Santiago de Chile kippte die ausgelassene Freude über den Triumph in Gewalt um: Die Verkehrsbetriebe der Hauptstadt vermeldeten 527 zerstörte Busse, 41 Handgreiflichkeiten gegen Fahrer und sieben kurzzeitig entführte Fahrzeuge.

Cool: Australiens Torjäger Tim Cahill, 34, ist nicht betrübt über seine Sperre für das bedeutungslose dritte Spiel in der Gruppe B gegen den ebenfalls ausgeschiedenen Titelverteidiger Spanien (Montag, 23. Juni, 18 Uhr/ARD). „Das ist das Ende für mich bei der WM, aber ich spiele für heute, nicht für morgen. Wenn ich mich selbst vor der Gelben Karte bewahrt hätte, wäre ich hier fehl am Platze gewesen“, sagte der Stürmer der New York Red Bulls, „insgesamt bin ich stolz auf meine Mitspieler, auf jeden einzelnen von ihnen.“

Plädoyer: Wenn es nach Abwehrspieler Naldo vom VfL Wolfsburg ginge, müsste das bei Freistößen in Brasilien ab und an von den Schiedsrichtern benutzte Schaumspray auch in Deutschland zum Einsatz kommen. „Als Freistoßschütze kann ich dazu nur sagen: Bitte sofort in der Bundesliga einführen! Dann steht die Mauer endlich dort, wo sie hingehört – und ich habe es leichter“, schrieb der Brasilianer in einem Gastkommentar für die „Kreiszeitung Syke“.

Kompliment I: José Mourinho kann überkritische Beurteilungen seines ehemaligen Schülers Mesut Özil nicht nachvollziehen. „Das ist nicht berechtigt. Özil ist Özil. Man darf von ihm nicht erwarten, dass er zwischen den beiden Torauslinien hin und her läuft und Kilometer macht. Er ist jemand, der den Ball lächeln lässt.“ Der 51 Jahre alte Coach teilt nicht unbedingt die allgemeinen Lobpreisungen über die Leistung von Thomas Müller beim deutschen 4:0 gegen sein Heimatland. Zwar sei dieser „unglaublich dynamisch“ und habe „einen einzigartigen Torinstinkt“. Allerdings wolle er Müller gegen eine kompakte Defensive sehen. „Dann ist er gefordert. Portugal war doch viel zu schwach.“

Kompliment II: Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) lobt das Kontrollprogramm in Brasilien. Vorbildcharakter hat für Generaldirektor David Howman die Initiative des Weltverbands Fifa, alle Spieler vor dem WM-Start unangekündigten Urin- und Bluttests zu unterziehen. „Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass bei einer großen Sportveranstaltung alle Athleten systematisch vor dem Wettkampf getestet wurden, um biologische Athletenpässe auf Grundlage von Blut- und Urinproben anzufertigen.“

Optimismus: Trotz großer personeller Probleme haben Portugals Fußballstars die Hoffnung auf das WM-Achtelfinale noch nicht aufgegeben. „Wir schauen nicht zurück. Wir haben jetzt zwei Endspiele, das erste gegen die USA“, sagte Mittelfeldmann Miguel Veloso. Am Montag, 23. Juni (0 Uhr/ZDF) geht es für den Weltranglistenvierten um alles oder nichts. Nur mit einem Sieg hat das Team noch eine Chance auf die K.-o.-Runde. Veloso: „Wir sind an große Wettbewerbe und Druck gewöhnt und wissen, was wir tun müssen.“

Torjäger: Thomas Müller (Deutschland) Arjen Robben (Niederlande), Robin van Persie (Niederlande/3), Luis Suárez (Uruguay), Mario Mandzukic (Kroatien), Tim Cahill (Australien), Neymar (Brasilien) Karim Benzema (Frankreich), Gervinho (Elfenbeinküste), James Rodríguez (Kolumbien/2).

Sperren: Song (Kamerun), Pepe (Portugal), Maxi Pereira (Uruguay/alle Rot), Wilson Palacios (Honduras/Gelb-Rot), Didier Zokora (Elfenbeinküste), Cahill, van Persie (2. Gelbe Karte).