Fußball und Wasser, das gehört einfach zusammen: Trinkpausen bei großer Hitze, die legendäre Pfützen-Schlachten von Frankfurt bei der WM 1974, Rasensprenger, die den Ball gleiten lassen, Neymars Tränen bei der Hymne. Vielleicht deswegen setzt auch das Fernsehen seit einigen Jahren auf das nasse Element. Schon bei der Europameisterschaft 2008, die in Österreich und in der Schweiz stattfand, sendete das ZDF von einer Bühne aus, die im Bodensee schwamm. Das kam irgendwie gut an, viel Atmosphäre, spontanes Publikum, und immer wieder konnten die Moderatoren erzählen, wie das Wetter gerade ist und ob die Berge leuchten.

Davon angestachelt, ging es vier Jahre später zur Europameisterschaft in Polen und der Ukraine nach Usedom. Begründung: Immerhin verläuft durch Deutschlands östlichste Insel die Grenze zu Polen. Oliver Kahn und Kathrin Müller-Hohenstein moderierten gegen Wellen und Wind an, hin und wieder versammelten sich einige Urlauber im Tchibo-Regencape auf den Liegestühlen, die geschätzte 400 Meter von der Bühne entfernt aufgebaut worden waren. Näher war das ZDF vermutlich dennoch nie an seiner Zielgruppe dran; es hagelte (auch Kritik), und mancher Senderverantwortlichen wünschte sich eine überraschende Springflut. Weggeschwemmt von der großen Bühne wurde aber letztlich nur Müller-Hohenstein, sie darf bei der laufenden WM nur noch direkt aus dem Quartier der Nationalmannschaft den Zeitplan des DFB verkünden. Gestern war zum Beispiel Training ohne Journalisten, und eine Kollegin hatte eine Vogelspinne im Waschbecken.

Am Meer, genauer: an der Copacabana, stehen nun die Moderatoren von ARD und ZDF mit ihren Experten. Aus Kostengründen teilen sich die Sender eine Dachterrasse. Die Weite des Atlantiks ist beruhigend, aber der Strandabschnitt im Hintergrund hat überraschend wenig Verheißungsvolles. Eine breite Straße, ein schmaler Sandstreifen – das soll Brasiliens Traumziel sein? Am Donnerstag regnete es auch noch. Egal: Wird Deutschland am 13. Juli hier in Rio nicht Weltmeister, ist man hier oben wenigstens vor den Wellen der Trauer und Empörung sicher.