Bundestrainer Joachim Löw lobt vor allem das taktische Verhalten seiner Spieler

Salvador. Gäbe es eine Laufstatistik für Trainer an der Außenlinie, Joachim Löw hätte ganz bestimmt einen Spitzenwert erreicht. Gewohnt emotional verfolgte der 54-Jährige das Geschehen auf dem Platz: Er gestikulierte, fluchte, jubelte und versuchte auch in seiner 105. Partie als Bundestrainer die Spieler von außen zu dirigieren. Wie erleichtert er über den deutlichen 4:0-Erfolg war (auch 2010 gelang bei der WM in Südafrika zum Auftakt ein 4:0 gegen Australien), konnte und wollte Löw nicht verbergen: Er strahlte über das ganze Gesicht.

Herr Löw, die Nationalelf ist mit einem glanzvollen 4:0 ins Turnier gestartet. Wie bewerten Sie das Ergebnis?

Joachim Löw:

Es war für uns ein sehr guter Auftakt. Wir haben vor dem Spiel gesagt, dass es für uns keine andere Option gibt, als zu gewinnen. Die Mannschaft hat das sehr gut umgesetzt. Wir hatten viele Ballgewinne im Mittelfeld, haben sehr gut und schnell nach vorne gespielt und Ronaldo und Nani sehr gut zugestellt, kaum Konterchancen zugelassen. Wir waren auch sehr konsequent in der Chancenverwertung.

Nach der Pause hat Ihr Team mit der 3:0-Führung im Rücken das Tempo etwas herausgenommen.

Löw:

Wir haben das geschickt gemacht. Wir haben Ball und Gegner laufen lassen. Die Mannschaft hat das clever und ökonomisch zu Ende gespielt.

Was sagen Sie zur Leistung Müllers?

Löw:

Thomas hat mit seinen Wegen für viel Verwirrung gesorgt. Er hat immer ein Näschen, er ist immer da, wo die größte Gefahr für den Gegner ist. Er steht da, ist ständig präsent, er macht viele Wege. Er ist schwer zu greifen. Thomas hat eine ganz unorthodoxe Spielweise. Man weiß als Trainer selbst manchmal nicht, wohin er läuft. Unberechenbar. Hat nur einen Gedanken: Wie kann ich ein Tor erzielen? Das macht ihn so gefährlich.

In der Vorbereitung lief nicht alles rund. Spüren Sie nun Genugtuung, es allen Kritikern und Skeptikern gezeigt zu haben?

Löw:

Nein, das nicht. Im Trainingslager gab es natürlich Situationen, die nicht so erfreulich waren. Aber ich habe gespürt, dass die Mannschaft sich dadurch nicht aus der Ruhe und der Konzentration bringen lässt. Wir waren auf den Punkt genau fit. Ich bin auf jeden Fall zufrieden.

Es gab nach dem Spiel den obligatorischen Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Kabine.

Löw:

Sie hat eine kurze Ansprache gehalten, einige Spieler haben gemeinsame Fotos gemacht. Sie hat gesagt, dass es schön ist, dass wir gewonnen haben, wenn sie schon eine so lange Reise gemacht hat. Es gab viel Applaus. Wir finden es immer klasse, wenn sie zu uns in die Kabine kommt. Das ist immer eine schöne Geste.