Natal/Fortaleza. Am Ende hatte Giovani dos Santos den Schiedsrichter wieder lieb. Zwei reguläre Tore hatte Referee Wilmar Roldan dem Topstürmer Mexikos aberkannt, doch dos Santos reichte dem Kolumbianer großzügig die Hand. „Alles ist gut. Es war ein wunderbares Spiel, der Rest ist egal“, sagte der Pechvogel nach dem 1:0 gegen Kamerun und ließ sich von den unzähligen Fans der Mexikaner feiern.

Dabei hätte dos Santos ein Tor dringend gebraucht. Seit Juni 2012 wartet der Profi des spanischen Erstligisten FC Villarreal, der in der Jugend des FC Barcelona sein Handwerk lernte, auf einen Treffer im Trikot von „El Tri“. Eine schwarze Serie, die in Natal gleich zweimal endete – hätten nicht der Schiedsrichter und sein übereifriger Assistent einen rabenschwarzen Tag erwischt.

Dos Santos durfte sich immerhin damit trösten, durch sein „doppeltes Nichttor“ zum Liebling der Fans geworden zu sein. Im Internet wurde der 25-Jährige mit Lobeshymnen überschüttet, bei Twitter wurden 3,6 Millionen Kommentare nur zu der Partie in Natal gezählt, fast alle drehten sich um dos Santos und den Torschützen Oribe Peralta (61.). Sogar Staatschef Enrique Pena Nieto reihte sich ein: „So spielt man. Es lebe Mexiko! Herzlichen Glückwünsch“, twitterte der Präsident, der die Partie in seiner Residenz Los Pinos verfolgte.

Weniger rücksichtsvoll als dos Santos ging Mexikos Presse mit dem Unparteiischen ins Gericht. „Mexiko gewinnt trotz Diebstahls durch den Schiedsrichter“, schrieb die Tageszeitung „Récord“, während „La Crónica“ „Leidenschaft, Herz und Fußball“ der Mannschaft von Trainer Miguel Herrera hervorhob: „Mexiko gelingt es, sich über unverzeihliche Fehler des Schiedsrichters hinwegzusetzen.“

Und dos Santos? Der Sohn eines Brasilianers und einer Mexikanerin bedankte sich brav beim „Professor“, seinem Trainer also. „Der Profe hat uns gesagt, dass wir nie den Kopf hängen lassen sollen. Und das haben wir getan. Trotz der annullierten Tore haben wir Reife gezeigt“, sagte dos Santos, der schon bei der WM 2010 für Aufsehen gesorgt hatte. Damals war er für die Wahl zum besten Jungspieler nominiert, unterlag aber Thomas Müller. Nun will er erneut Eindruck hinterlassen, so wie bei Mexikos Olympiasieg 2012 in London, als er nach starken Leistungen ausgerechnet im Finale verletzt fehlte. Drei Treffer erzielte dos Santos bei dem Turnier, als offizielle Länderspieltore zählen diese aber nicht. Seine beiden Tore gegen Kamerun leider auch nicht.