Uruguay sehnt nach dem 1:3 ein schnelles Comeback von Stürmer Suárez herbei. Deutscher Schiedsrichter Brych mit starkem WM-Debüt

Fortaleza. Vom krassen Außenseiter Costa Rica vorgeführt, vom eigenen Trainer abgewatscht, von den heimischen Medien zerrissen: Uruguay träumte heimlich vom zweiten Coup im brasilianischen „Feindesland“ nach 1950, doch zum WM-Auftakt erlebte La Celeste ein Desaster. „Der himmelblaue Traum endete in einem Albtraum“, schrieb die Zeitung El Pais, und El Observador fand nach der 1:3 (1:0)-Pleite in Fortaleza sogar noch drastische Worte: „Wir haben in der Todesgruppe schon einen Strick um den Hals.“

Wer das sportliche Überleben des zweimaligen Weltmeisters sichern soll, ist klar: Luis Suárez. Der Torschützenkönig der Premier League, der gegen Costa Rica drei Wochen nach seiner Knieoperation nicht auflief, muss es im zweiten Gruppenspiel am Donnerstag ausgerechnet gegen England richten. Denn ohne Suárez läuft bei Uruguay so gut wie nichts. „Er ist ein exzellenter Spieler und sehr wichtig für uns“, sagte selbst Altmeister Diego Forlan: „Hoffentlich wird er rechtzeitig fit.“ Auch Suárez’ kongenialer Sturmpartner Edinson Cavani, der nur vom Elfmeterpunkt zur 1:0-Führung (24.) traf, flehte die Rückkehr des Liverpoolers herbei: „Er fehlt uns. Mit ihm sind wir alle stärker.“ Die Frage aber ist: Wie fit ist Suárez? Dass der 27-Jährige gegen Costa Rica auch nicht nach dem 1:2 eingewechselt wurde, um wenigstens das Unentschieden zu retten, lässt Böses erahnen. Uruguays Trainer Oscar Tabárez mauerte: „Wenn er zeigt, dass er fit ist, dann wird er spielen.“ Noch mehr Schonzeit für seinen Rekordtorschützen kann sich Uruguay nicht erlauben, sonst ist es im letzten Gruppenspiel gegen Italien vielleicht schon zu spät.

Deutschlands Schiedsrichter-Boss Fandel lobt Brych in höchsten Tönen

Das Problem gegen Costa Rica sei aber nicht die Offensive, sondern die Defensive gewesen, kritisierte Trainer Tabárez: „Solche Tore haben wir früher nicht bekommen. Hinten waren wir schlecht.“ Das auf Zerstören des gegnerischen Spiels ausgerichtete System ging gegen flinke und ballsichere Costa Ricaner überhaupt nicht auf. Das brutale Frustfoul von Maxi Pereira, für das er zu Recht die Rote Karte sah, bewies den großen Frust der Südamerikaner. Costa Rica könnte die große Überraschung dieser WM werden. Das Team, das in der Gruppe D kaum jemand auf der Rechnung hatte, spielte frech und erfrischend. „Von so einem Auftakt haben wir alle geträumt“, sagte Júnior Díaz.

Der Mainzer Bundesliga-Profi, der das 0:1 mit einem plumpen Foul im Strafraum eingeleitet hatte, wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte: „Joel Campbell hat vielleicht sein bestes Spiel für Costa Rica gemacht.“ Der Stürmer erzielte das 1:1 selbst, legte das 3:1 mustergültig auf und war ständiger Unruheherd. Seinen Treffer feierte der bullige Angreifer mit dem Ball unterm Trikot und mit dem Daumen im Mund – ein Gruß an seine schwangere Freundin. „Meine Familie ist in Brasilien, alles ist so schön“, sagte der zum „Man of the Match“ gewählte Profi des FC Arsenal.

Ein weiterer Gewinner der Partie war Schiedsrichter Felix Brych aus München. Der einzige deutsche WM-Schiedsrichter zeigte im Gegensatz zu seinen Kollegen in den ersten Spielen eine tadellose Leistung und erhielt dafür ein Sonderlob von Herbert Fandel. „Ich würde sagen, das war ein richtiges starkes WM-Debüt“, sagte der deutsche Schiedsrichter-Boss zur Leistung des 38-Jährigen. Fandel übermittelte Brych bereits seine Glückwünsche. „Die Partie war nicht einfach zu leiten, aber er hat das sehr professionell und gradlinig durchgezogen“, sagte Fandel. „Er wirkte jederzeit hoch konzentriert, hatte eine gute Körpersprache und auch dank seiner klaren Entscheidungen eine hohe Akzeptanz bei den Teams. Kurzum, er hatte das Geschehen zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle.“

Durch die Leistung konnte Brych seinen folgenschweren Fauxpas beim Phantomtor von Stefan Kießling in Sinsheim vor 240 Tagen endgültig hinter sich lassen.

Uruguay: Muslera – Maxi Pereira, Lugano, Godín, Cáceres – Arévalo, Gargano (60. González) – Stuani, Cristian Rodríguez (76. Hernández) – Forlán (60. Lodeiro), Cavani. Costa Rica: Navas – Gamboa, Duarte, González, Umaña, Júnior Díaz – Borges, Tejeda (74. Cubero) – Ruiz (83. Ureña), Bolaños (89. Barrantes) – Campbell. Schiedsrichter: Brych (München). Zuschauer: 58.679. Tore: 1:0 Cavani (23./FE), 1:1 Campbell (54.), 1:2 Duarte (57.), 1:3 Ureña (84.). Gelbe Karten: Cáceres, Gargano, Lugano. Rote Karte: Maxi Pereira (90.+4/grobes Foulspiel)