Nationaltrainer Niko Kovac kritisiert nach dem 1:3 gegen Brasilien Schiedsrichter Nishimura scharf

São Paulo. Sie fühlten sich verpfiffen, betrogen und sogar als Opfer einer Verschwörung – und sie machten sich auch gar nicht die Mühe, dies zu verbergen. „Ich kann nicht glauben, dass ein Mann in einem Spiel so vieles falsch sieht“, sagte der Wolfsburger Bundesliga-Profi Ivica Olic nach der unglücklichen 1:3 (1:1)-Niederlage der Kroaten im WM-Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Brasilien: „Und das nicht bei schwierigen Situationen, sondern bei ganz klaren.“ Die Botschaft dahinter war klar: Die Kroaten hielten die zahlreichen Fehlentscheidungen des japanischen Unparteiischen Yuichi Nishimura zu Gunsten der Brasilianer für Methode und wittern eine Verschwörung. Die Zeitung Novi List nannte Nishimura gar einen „Mann mit einer Mission“ und nannte explizit den Namen des Weltverbands-Präsidenten: „Wohin führen Sepp Blatter und seine Untertanen das Spiel, das sie als das schönste bezeichnen?“

Die Fifa wies Verschwörungstheorien jeglicher Art am Freitag zurück. „Das ist pure Fantasie“, sagte Referee-Chef Massimo Busacca, „wir müssen daran glauben, dass die Schiedsrichter ehrlich sind.“ Fifa-Marketing-Chef Thierry Weil ergänzte: „Hier wird etwas behauptet, was ich so nicht stehen lassen kann. Es ist nicht richtig, dass die Fifa dem Gastgeber hilft. Wir können garantieren, dass die Fifa das nicht tut. Wir sind hier, um ein gutes Turnier zu gewährleisten, sonst nichts. Fehler werden nicht absichtlich gemacht, das können wir versichern.“

Trotzdem: Kroatiens Trainer Niko Kovac hielt mit seiner Wut nicht hinter dem Berg. Vor allem die hanebüchene Elfmeter-Entscheidung zum vorentscheidenden 1:2 sei „lächerlich“ gewesen: „Wenn das einer war, wird es bei dieser WM 100 Elfmeter geben. Dann können wir aufhören, Fußball zu spielen, dann sind wir bald im Zirkus.“

Er habe es ja „irgendwie erwartet“, sagte der langjährige Bundesliga-Profi und ergänzte wenig verklausuliert: „Es hat damit zu tun, dass wir als Erste gegen Brasilien spielen mussten.“ Die umsitzenden Fifa-Funktionäre drückten sich die Kopfhörer fest auf die Ohren, um bei der Übersetzung von Kovacs Ausführungen jedes Wort zu verstehen.

Es war ja nicht nur der Elfmeter gewesen. Nein, Neymar, der Mann, der mit zwei Toren zum Matchwinner wurde, „hätte wegen einer Tätlichkeit Rot sehen müssen“, sagte der frühere Schalker Ivan Rakitic: „Und das beim Stande von 0:1. Und dann hätte ich mal sehen wollen, ob sie es in Unterzahl geschafft hätten, uns zu schlagen. So steht am Ende nur das Ergebnis, und in ein paar Jahren weiß keiner mehr, wie es zustande gekommen ist.“ Der kroatische Verbands-Präsident Davor Suker lachte auf die Frage nach einer Verschwörung lauthals. „Ich äußere mich dazu nicht. Ich möchte nicht für Schlagzeilen sorgen“, antwortete er vielsagend.

Kovac dagegen wollte genau das, er wollte auf die himmelschreiende Ungerechtigkeit aufmerksam machen. „Wir haben zwei Jahre dafür gekämpft, hier zu sein, und dann so etwas“, schimpfte er und unterstellte dem Weltverband, einen unfähigen Schiedsrichter ausgesucht zu haben: „Es ist klar, dass bei Kroatien gegen Brasilien kein Europäer und auch kein Südamerikaner pfeifen kann. Aber wenn dieser Schiedsrichter es nicht kann, dann muss es eben ein anderer machen. Ein Spiel mit Weltklasse-Spielern hat auch einen Weltklasse-Schiedsrichter verdient.“ Brasiliens Trainer Luiz Felipe Scolari ficht das alles nicht an. Er habe die Szene zehnmal im Fernseher gesehen, „und für mich war das ein Elfmeter“.