Rio de Janeiro. „Kaiser“ Franz Beckenbauer am Pranger: Der Fußball-Weltverband hat den 68-Jährigen, einst Mitglied im Fifa-Exekutivkomitee, provisorisch für 90 Tage für jegliche nationale und internationale Tätigkeit im Fußball gesperrt. Hintergrund ist Beckenbauers Verweigerung einer Aussage gegenüber Fifa-Chefermittler Michael J. Garcia in Zusammenhang mit der WM-Vergabe 2022 an Katar. Die Sperre wurde vom stellvertretenden Vorsitzenden der rechtsprechenden Kammer der Fifa-Ethikkommission, Alan Sullivan, auf Antrag von Garcia ausgesprochen und gilt ab sofort.

Der Weltverband wirft Beckenbauer fehlende Kooperation vor, obwohl er wiederholt angefragt worden sei, in einem persönlichen Interview oder durch die Beantwortung schriftlicher Fragen, die in Englisch und Deutsch gestellt wurden, Informationen zu liefern. Der Fall unterliegt nun dem offiziellen Untersuchungsverfahren, das von Vanessa Allard, Mitglied der Untersuchungskammer, geleitet wird.

Beckenbauer hatte zuletzt die Vorwürfe in der „Bild“ vehement bestritten. „Das ist ein bisserl andersherum. Ich war bereit, alle relevanten Fragen zu beantworten, nur die kamen in Juristen-Englisch, die ich bei einer so komplizierten Materie nicht vollständig verstanden habe“, sagte er: „Ich bat daraufhin höflich um eine Unterredung in deutscher Sprache, und diese wurde abgelehnt. Daraufhin war meine Reaktion: Dann eben nicht.“

Beckenbauer, der lediglich noch als Ehrenpräsident des FC Bayern München ein Amt im Fußball bekleidet, war bis März 2011 Exko-Mitglied der Fifa. Bei den WM-Vergaben für 2018 (Russland) und 2022 (Katar) hatte er am 2. Dezember 2010 nach Angaben der „Bild" für die russische beziehungsweise die US-amerikanische Bewerbung gestimmt.

Wolfgang Niersbach hatte Beckenbauer zuletzt vehement in Schutz genommen. „Ich weiß, dass Franz ein absoluter Ehrenmann ist“, sagte Niersbach am Rande des Fifa-Kongresses in São Paulo. Jede „wie auch immer geartete Unterstellung gegen ihn kann ich zurückweisen“, sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes.