Die Mainzelmännchen sind im Fußballfieber, die Vorabendwerbung ist voll auf den nahenden WM-Start abgestimmt, aber Theo Koll stellt im „ZDF spezial“ unmissverständlich klar: „Dabei sein ist alles? Vergessen Sie’s.“ Auch sonst bleibt die Friede-Freude-Fußballfest-Fraktion bei den Vorberichten zum Eröffnungsspiel angenehm in der Defensive. Fifa-Kritk („Ein Krebsgeschwür“), die aktuellen Proteste in São Paulo, die Befürchtung, ein WM-Sieg der Seleção könnte die Probleme des Gastgeberlandes kurzfristig überdecken: Da muss Experte Oliver Kahn argumentativ schon tief in die Torwarttasche greifen („Es obliegt jedem Land, wie es die Stadien weiter nutzt“), um sich die Endlich-geht’s-los-Partystimmung nicht verderben zu lassen.

Dann aber zählt tatsächlich auf dem Platz, und da liefert Béla Réthy mal Hintergrundinfos, etwa zu den nicht rechtzeitig fertiggestellten Tribünen, um im nächsten Moment schlichte Bildbeschreibungen („Die brasilianische Fahne wird hereingetragen“) abzuliefern.

Dass in wirklich wichtigen Momenten der Moderator am besten schweigt, weiß Réthy natürlich. Dumm nur, dass auch sonst so gut wie nichts zu hören ist, als Jennifer Lopez, Pitbull und Claudia Leitte den WM-Song „We Are One“ singen. Immerhin findet der von Oliver Welke sekundierte Ex-Titan Kahn hinterher noch ein paar Worte. Am Donnerstag sei an der Copacabana ja ein bisschen mehr los gewesen „als wie jetzt“, weiß er zu berichten. Und fügt hinzu, in Brasilien habe man „Unsummen von Millionen“ für die WM ausgegeben. Na ja, dafür hat er früher meist gut gehalten.

Auf jeden Fall ist alles plötzlich ganz wahnsinnig schnell vorbei, also Zeit für weitere Vorberichte, Sendehinweise, Interviews mit Ex-Stars und Protestanalysen. Schließlich ist bis zum Anstoß noch mehr als eine Stunde zu überbrücken, und sei es es mit Frage-Antwort-Pingpong wie „Was muss man tun, um Brasilien zu schlagen?“ – „Lange ein 0:0 halten und auf Konter warten.“

Auch für Moderatoren gilt: Dabei sein ist alles? Sicher nicht.