Eine Glosse von Rainer Grünberg

Wäre es nicht furchtbar, wenn die Deutsche Bahn immer pünktlich käme, der Berliner Flughafen fertig würde, es in der Lasagne kein Pferdefleisch mehr gäbe, die Elbphilharmonie keine neuen Kosten verursachen oder die Fußball-Bundesliga gar die Torlinientechnik einführen würde? Worüber sollten wir uns dann noch aufregen? Zum Glück hat niemand die Absicht, derartig tief greifende gesellschaftliche Veränderungen ernsthaft zu betreiben.

Deshalb begrüßen wir es außerordentlich, dass die Fifa jetzt auf ihrem jüngsten Kongress in Brasilien beschlossen hat, so unsinnige Regelungen wie eine Altersgrenze für Funktionäre oder etwa die Beschränkung der Anzahl der Amtszeiten ihres Präsidenten abzulehnen. Was wäre der Fußballweltverband schließlich ohne Korruption? Die Fifa verlöre ihren Markenkern, und die „Sunday Times“ hätte vermutlich Mühe, Sonntag für Sonntag ihre Seiten mit unappetitlichen Geschichten aus der Welt der Bin Hammams zu füllen. Und weil Bestechlichkeit nun mal ein bekanntes Gesicht braucht, scheint es nur folgerichtig, dass ein unermüdlicher Kämpfer gegen jede Form der Vorteilsnahme, wie es Joseph Blatter eben einer ist, für eine fünfte Amtszeit kandidiert. Der Mann ist erst 78, und Altersarmut droht offenbar selbst in der betuchten Schweiz.

Beinahe tröstlich ist es da, dass es in dieser ach so schrecklichen Fußballwelt noch Edle wie den Beckenbauer Franz gibt. Der hat sich nullkommanullnix Periode null etwas vorzuwerfen, was sein Verhalten bei der Entscheidung für die Fußball-WM 2022 in Katar angeht. Der Kaiser hat wie immer alles richtig gemacht. Und was sollte am Ende auch falsch daran sein, ein paar Annehmlichkeiten zu genießen? Das würden wir doch alle tun. Und der Franz ist doch immer noch einer von uns, auch wenn er in Österreich Steuern zahlt.