Nach der Einigung im Prämienstreit reiste Volker Finkes Team verspätet nach Brasilien – schwierige Arbeitsbedingungen für den Trainer

Jaunde. Kameruns Fußball-Nationalspieler haben kurz vor der WM für einen Eklat gesorgt. Das Team von Trainer Volker Finke verweigerte am Sonntag wegen des schwelenden Prämienstreits zunächst die Abreise nach Südamerika. Erst nach weiteren Verhandlungen brach die Mannschaft am Montagvormittag mit Verspätung von Jaunde in Richtung Brasilien auf. „Manchmal ist das in Afrika nun mal so üblich, dass so eine Einigung länger dauert,“ sagte Finke bei „Sport1“. Kamerun bestreitet schon am Freitag gegen Mexiko sein erstes WM-Spiel.

Wenige Stunden zuvor war es schon nach dem Schlusspfiff des letzten WM-Tests gegen die Republik Moldau (1:0) zu einem Durcheinander gekommen. Die Spieler boykottierten die traditionelle Übergabe der Nationalflagge durch den Premierminister, die Fahne wurde kurzerhand Finke in die Hände gedrückt. Der Streit war bereits in der Vorwoche vor dem Länderspiel gegen Deutschland in Mönchengladbach (2:2) eskaliert. Heimische Medien hatten berichtet, dass die Nationalspieler für den Sprung zur WM umgerechnet 182.000 Euro pro Person verlangten und das nachgebesserte Angebot der Regierung von 68.000 Euro abgelehnt hätten. Angeblich haben sie gedroht, das Spiel gegen die DFB-Elf platzen zu lassen.

Nun sollen sich die Parteien nach Angaben von Cameroon Radio Television (CRTV) auf einen Stufenplan geeinigt haben: 76.000 Euro Prämie pro Kopf für den Achtelfinal-Einzug und für das Erreichen jeder weiteren Runde. Zusätzlich sollen sechs Prozent der gesamten WM-Einnahmen des Verbandes an das Team zurückfließen.

Gegen Mexiko wird sich nun zeigen, ob sich das Team so geschlossen präsentiert wie beim Prämienpoker. Die Erwartungshaltung im eigenen Land ist riesig – obwohl die Strukturen brachliegen. Das Endspiel soll es werden, so die weit verbreitete Überzeugung. Mindestens. Und zu allem Überfluss drängt das National-Idol Roger Milla mit ständiger Kritik an Finke in die Öffentlichkeit. „Ihm fehlt die Kompetenz, um Kamerun nach Brasilien zu führen. Die individuelle Stärke der Spieler hat die Qualifikation gesichert“, äußerte der Publikumsliebling der WM 1990: „Für die WM brauchen wir einen Trainer mit Ahnung vom Fußball.“

Mit Choupo-Moting und Matip stehen zwei Bundesliga-Spieler im Kader

Die kann man Finke eigentlich nur schwer absprechen. 16 Jahre betreute der Sport- und Mathematiklehrer des SC Freiburg – und galt zu dieser Zeit als einer der innovativsten Trainer. Dort perfektionierte es der mittlerweile 66-Jährige, aus wenigen Mitteln viel zu machen. Eine Eigenschaft, die ihm auch bei seiner jetzigen Anstellung hilft.

Denn der nationale Fußball war im vergangenen Jahr nach einem Streit über die Wiederwahl des im Gefängnis sitzenden Präsidenten sogar einige Wochen aus der Fifa ausgeschlossen. Inzwischen hat ein vom Weltverband eingesetzter Übergangsvorstand die Geschäfte übernommen. Eine Satzung und Wahlen werden gerade vorbereitet.

Rein sportlich setzt Finke auch auf Know-how aus der Bundesliga. In Joel Matip (Schalke) und Eric Maxim Choupo-Moting (Mainz) stehen zwei Bundesliga-Legionäre im 23er-Kader. Zudem ist der Ghanaer und ehemalige Bundesligaprofi Ibrahim Tanko Finkes Co-Trainer. Gepflegt wird die Mannschaft vom Freiburger Physiotherapeut Uwe Vetter. Neben Superstar Samuel Eto'o ruhen die Hoffnungen vor allem auf Alex Song vom FC Barcelona und nach einer starken Vorbereitung auch auf Choupo-Moting. „Ich persönlich finde, dass er eine sehr gute Saison gespielt hat. Choupo ist immer in der Lage, zwei, drei Spieler individuell aussteigen zu lassen“, sagte Finke über den Stürmer, der gegen Deutschland zum 2:2 getroffen hatte.