Eine Glosse von Andreas Hardt

Am Dienstag flatterte ein Fotoangebot in die Redaktion: „Nacktmodell Micaela Schäfer ist heiß auf die WM.“ Dazu Bilder der Dame mit brasilianischen Sommertemperaturen angemessenen Bekleidungsresten.

Die also auch. Es war irgendwie zu erwarten. Die amtierende Dschungelkönigin Melanie Müller „singt“ ja bereits einen WM-Song, ebenso wie Stefan Raab, Manni Breuckmann und eine Erotikdarstellerin mit dem schönen Namen Aische Pervers. Es gibt tatsächlich kein Niveau, das nicht noch unterschritten werden kann.

Prominente werben für dies, das und jenes. Spieler, Ex-Spieler, Moderatoren. Von Dante bis Kahn, von Reus bis Schweini. Irgendwas geht immer. Hauptsache, Fußball, Hauptsache, „Schland“. Es ist nicht mehr zum Aushalten, jetzt schon nicht.

Und wer, bitte, soll all das kaufen, konsumieren, noch ernst nehmen? Sommermärchen Re-re-loaded. Was sich 2006 spontan entwickelte in der Freude über das Wetter und das Spiel der deutschen Elf, ist jetzt durchgeplant und produktentwickelt.

Man sieht die Werbestrategen vor sich, wie sie bereits vor drei Jahren anfingen, das WM-Geschäft zu planen: „Micaela, mach dich nackig.“

Und in Tankstellen und Supermärkten, in Baumärkten und Kaufhäusern stehen nun die Aufsteller mit den unterschiedlichsten Artikeln im Fahrweg der Einkaufswagen herum. Alles geht in Schwarz, Rot, Gold. Kunstwimpern, Schminkfarben, Hüte, Shirts, Aufkleber, Autofahnen, Unterhosen, Lutschbonbons, Perücken.

Das Einzige, was angesichts all dessen wirklich fehlt, sind schwarz-rot-goldene Spucktüten.