In Deutschlands endgültigem WM-Aufgebot steht mit Miroslav Klose nur ein gelernter Angreifer. Was Sie über die 23 Nominierten noch wissen sollten

Hamburg. Bis zuletzt wurde munter spekuliert über die Streichkandidaten von Joachim Löw. Nun steht fest: Der Bundestrainer reist ohne Marcel Schmelzer, Kevin Volland und Shkodran Mustafi zur WM-Endrunde nach Brasilien. Zum 23 Spieler umfassenden Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft gehören mit Christoph Kramer, Erik Durm und Matthias Ginter drei Spieler, die erst in diesem Jahr im DFB-Team debütiert haben. Auch Roman Weidenfeller, Kevin Großkreutz und Julian Draxler haben noch keine Turniererfahrung. Miroslav Klose, der seine vierte WM bestreitet, ist der einzige nominelle Stürmer. Ein Novum in der langen Geschichte des DFB. Erfahren Sie hier viele weitere Details über die deutschen WM-Fahrer.

Manuel Neuer (FC Bayern München, 28 Jahre, 45 Länderspiele, Torwart): Die deutsche Nummer eins, der Schrecken gegnerischer Stürmer, lieh 2013 im Trickfilm „Die Monster Uni“ als Synchronisationssprecher seine Stimme dem blauen und fünfbeinigen Frank McCay. Der ist die absolute Nummer eins im Erschrecken kleiner Kinder.

Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund, 33 Jahre, 2 Länderspiele, Torwart): Der kräftige Keeper ist ein ganz Süßer. Berliner seien sein absolutes Lieblingsgebäck, verriet er einmal: „Wenn sie mit Himbeermarmelade gefüllt sind, kann ich nicht Nein sagen.“ Da ist es kein Wunder, dass er bei einem Blick auf Jugendfotos denkt: „Oh, war ich ein Pummelchen!“

Miroslav Klose (Lazio Rom, 35 Jahre, 131 Länderspiele, Angriff): Klose wird als erster deutscher Spieler vier WM-Turniere auf vier Kontinenten bestreiten. Dem fast 36-Jährigen fehlen noch zwei Treffer, um Ronaldo als erfolgreichsten WM-Torschützen der Geschichte abzulösen.

Ron-Robert Zieler (Hannover 96, 25 Jahre, 3 Länderspiele, Torwart): Der kleine Ron-Robert begann in der Jugend von Preußen Köln als Feldspieler. Mit elf musste er ins Tor, weil kein anderer der Keeper sein wollte. Das war sein Glück. Mit 16 Jahren ging er zu Manchester United ins Jugendinternat und blieb vier Jahre, bevor er nach Hannover kam.

Jérôme Boateng (FC Bayern München, 25 Jahre, 38 Länderspiele, Abwehr): 21 Namen, den kompletten Stammbaum seiner Familie, trägt der Berliner auf seinen Rücken tätowiert. Mit 17 Jahren hat er sich sein erstes Tattoo stechen lassen, der afrikanische Kontinent mit dem Schriftzug Ghana – dem Heimatland seines Vaters. Bruder Kevin-Prince trägt es auch.

Erik Durm (Borussia Dortmund, 22 Jahre, ein Länderspiel, Abwehr): Seit 2010 spielte Durm in der Jugend von Mainz 05. Ein Profiangebot der Mainzer lehnte er ab und entschied sich, vor der Saison 2012/13 zur zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund in die 3. Liga zu wechseln. Trainer Klopp schulte den Angreifer zum Verteidiger um. Der Rest ist eine Blitzkarriere.

Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund, 25 Jahre, 4 Länderspiele, Abwehr): Zu Jahresbeginn hat die DFL ein Video für den englischen Markt produziert: Borussia Dortmund spielt mit elf „Großkreutzes“ (http://tune.pk/video/1380791/a-team-of-11-kevin-grosskreutzes-what-would-happen). Besser kann man die Vielseitigkeit des 25-Jährigen nicht dokumentieren.

Benedikt Höwedes (FC Schalke 04, 26 Jahre, 20 Länderspiele, Abwehr): Der Schalker Kapitän kämpft als „Botschafter“ der Deutschen Krebshilfe aktiv gegen das Rauchen. „Diese Kampagne ist sehr sinnvoll und hilfreich“, sagt er. Höwedes saß als Beifahrer in dem Sportwagen, der bei einer PR-Aktion im Trainingslager in einen schweren Unfall verwickelt war.

Mats Hummels (Borussia Dortmund, 25 Jahre, 29 Länderspiele, Abwehr): Hummels Freundin Cathy Fischer berichtet seit einem Jahr für den Pay-TV-Kanal Sky über Lifestyle-Themen rund um den Sport. Zudem ist sie Kolumnistin der Zeitschrift „Closer“. Ihre Beziehung zu Hummels sei für die Jobs „ein Türöffner“ gewesen, gibt sie zu: „Ich bin Spielerfrau.“

Philipp Lahm (FC Bayern München, 30 Jahre, 105 Länderspiele, Abwehr): Als talentierter D-Jugend-Spieler vom FT Gern wurde Lahm sowohl vom FC Bayern als auch von 1860 München zum Probetraining eingeladen. Was den Knaben überzeugte: Er durfte bei Bayern Balljunge im Olympiastadion sein und entschied sich deshalb für den Rekordmeister.

Per Mertesacker (FC Arsenal, 29 Jahre, 97 Länderspiele, Abwehr): Für den 1,98 Meter großen Verteidiger brach Arsenal-Trainer Wenger seine Faustregel, niemals einen Profi zu kaufen, der größer ist als er selbst (1,92 Meter). Anfangs skeptisch beäugt, ist der Deutsche in London inzwischen ein Fanliebling. Sie huldigen ihm als „BFG“: „Big Fucking German“

Julian Draxler (FC Schalke 04, 20 Jahre, 11 Länderspiele, Mittelfeld): Draxler trug im Testländerspiel gegen Polen am 13. Mai 2014 in Hamburg die Kapitänsbinde und löste mit einem Alter von 20 Jahren und 265 Tagen den Berliner Torwart Christian Schmidt (1910) als jüngster Nationalmannschaftskapitän in der Geschichte des DFB ab.

Matthias Ginter (SC Freiburg, 20 Jahre, 2 Länderspiele, Abwehr/Mittelfeld): Borussia Dortmund möchte das Defensivtalent unbedingt aus seinem bis 2017 laufenden Vertrag in Freiburg herauskaufen. Zehn Millionen Euro soll er kosten, eine Entscheidung fällt noch vor der WM. Am 5. März 2014 wurde Ginter im Spiel gegen Chile zum 900. Nationalspieler des DFB.

Mario Götze (FC Bayern München, 22 Jahre, 28 Länderspiele, Mittelfeld): Für iPhone und Android: Götze gibt es als App. „Täglich veröffentlicht er hier neue Bilder aus dem Mannschaftsbus, vom Training oder Restaurantbesuch“, heißt es. Und das mit Push-Benachrichtigung: „Diese App ist ganz nah am Leben eines der größten Talente im Weltfußball.“ Toll!

Sami Khedira (Real Madrid, 27 Jahre, 45 Länderspiele, Mittelfeld): Der Deutschtunesier feierte sein Bundesliga-Debüt am 1. Oktober 2006 in Berlin nach seiner Einwechslung in der 88. Minute ohne einen Ballkontakt. Ein halbes Jahr zuvor hatten Ärzte ihm nach dauernden Knieproblemen geraten, mit dem Leistungssport aufzuhören. Gut, dass er nicht auf sie gehört hat.

Christoph Kramer (Borussia Mönchengladbach, 23 Jahre, 2 Länderspiele, Mittelfeld): Der Teamaufsteiger führt Tagebuch. Sein unglaubliches Frühjahr kann er so später nachlesen: Die Nominierung für das Spiel gegen Polen („absoluter Traum“), die Berufung ins DFB-Trainingslager („nie damit gerechnet“) und nun sogar die WM. Weitere Kapitel folgen.

Toni Kroos (FC Bayern München, 24 Jahre, 43 Länderspiele, Mittelfeld): Der gebürtige Greifswalder war in seiner Jugend jahrelang ein großer Fan von Werder Bremen, wo sein Bruder Felix kickt. Insbesondere bewundert er den französischen Mittelfeldstar Johan Micoud. „Er war und ist mein Vorbild. Einer der besten Spieler, den die Bundesliga je hatte.“

Thomas Müller (FC Bayern München, 24 Jahre, 48 Länderspiele, Mittelfeld): Mit seiner Frau Lisa gehören Müller 17 Pferde. Der Bayern-Star ist erfolgreicher Züchter. Selbst setzt er sich nicht auf die Vierbeiner, Verletzungsgefahr. Lisa nimmt auf Grand-Prix-Level an Dressurwettbewerben teil. Dann reitet sie Dave – den hat Thomas ihr letztes Jahr gekauft.

Mesut Özil (FC Arsenal, 25 Jahre, 54 Länderspiele, Mittelfeld): „Grace“ ist bei der WM auf dem Fußballschuh des Spielmachers zu lesen. Eingestickt, oben links. So hat er Freundin Mandy Grace Capristo bei den WM-Spielen immer bei sich. Mit dem 24 Jahre alten Gesangssternchen (Monrose) ist er seit einem Jahr liiert. „Sie ist ein großer Rückhalt für mich“, sagt er.

Lukas Podolski (FC Arsenal, 28 Jahre, 113 Länderspiele, Mittelfeld): „Poldi“ ist der einzige Spieler im Kader, nach dem ein Fußballstadion benannt ist. Um die Jugend in seiner Heimatstadt Bergheim/Erft zu fördern, spendete er 2010 160.000 Euro für einen Kunstrasenplatz. Die Stadt benannte daher das Bergheimer Stadion in Lukas-Podolski-Sportpark um.

Marco Reus (Borussia Dortmund, 25 Jahre, 20 Länderspiele, Mittelfeld): Sein Freund Mario Götze outete Reus als großen Justin-Bieber-Fan, der sogar die Texte des kanadischen Teenie-Schwarms mitsingen kann und dessen Musik auch in der BVB-Kabine spielen lässt. „Believe“ heißt Biebers letztes Album – und „Glaube“ kann auch in Brasilien nicht schaden.

André Schürrle (FC Chelsea, 23 Jahre, 32 Länderspiele, Mittelfeld): Schürrle war als Kind ein Fan von Michael Ballack, mit dem er inzwischen gut befreundet ist. In Leverkusen spielten sie zusammen, beim Wechsel zum FC Chelsea hat Ballacks Rat eine wichtige Rolle gespielt: „Er hat mir auch Tipps für das Leben in London gegeben. Wir tauschen uns regelmäßig aus.“

Bastian Schweinsteiger (FC Bayern München, 29 Jahre, 101 Länderspiele, Mittelfeld): Schweinsteiger ist ein großer Basketball-Fan. Er ist Ehrenmitglied der Bigreds, eines Fanclubs der Bayern-Basketballer, bei deren Heimspielen er wann immer möglich in der ersten Reihe sitzt. Beim Torjubel imitiert er deshalb auch gerne einen Sprungwurf zum Korb.