Der FC Bayern feiert seinen 24. Meistertitel, präsentiert die Schale im Rathaus und hat Sorgen vor dem Pokalfinale

München. Die Großen des Fußballs orientierten sich an den Großen der Unterhaltungsbranche. Philipp Lahm tanzte mit der Meisterschale in der Hand Michael Jacksons „Moonwalk“. Thomas Müller moderierte launig die Feier des FC Bayern auf dem Rathausbalkon und war dabei irgendwas zwischen Thomas Gottschalk und Joko Winterscheidt. Rafinha imitierte mit seiner tiefen Stimme Louis Armstrong und sang „What a Wonderful World“. Und Pep Guardiola?

Der Startrainer griff um 21.42 Uhr zum Mikrofon und erinnerte dabei ungewollt an den früheren US-Präsidenten John F. Kennedy („Ich bin ein Berliner!“), als er sagte: „Ich bin ein Münchner! Ich liebe euch! Mia san mia.“ Die Rede war mit Spannung erwartet worden, und nun jubelten 15.000 Fans auf dem Marienplatz. „Ich bedanke mich beim FC Bayern für diese Riesengelegenheit, hier sein zu dürfen“, betonte der 43 Jahre alte Spanier. „Ich bin stolz auf die Mannschaft und auf euch.“

Seine erste deutsche Meisterschaft ist die 24. des Rekordmeisters. Bereits seit Ende März war sie den Bayern nicht mehr zu nehmen gewesen, das letzte Heimspiel am Nachmittag zuvor war entsprechend mau verlaufen. Nur dank eines Tores des eingewechselten Stürmers Claudio Pizarro in der Nachspielzeit hatten sie überhaupt 1:0 gegen den VfB Stuttgart gewonnen, es war der 29. Saisonsieg der Münchner. Sie holten damit 90 von 102 möglichen Punkten. „Das ist außergewöhnlich“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Mit dem Abpfiff war die Partie vergessen. An diesem Wochenende ging es nur ums Feiern. 46 Tage hatten die Bayern seit dem Sieg bei Hertha BSC darauf warten müssen. Die Stimmung war ausgelassen – obwohl am kommenden Sonnabend im Berliner Olympiastadion noch das Finale im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund ansteht. „Du musst genießen. Wenn wir richtig zusammen feiern, macht uns das für Berlin noch stärker“, sagte Stürmer Arjen Robben. Und Assistenztrainer Hermann Gerland rief den Fans vom Rathausbalkon aus zu: „Hallo! Meine Frau ist vergangene Woche Oma geworden. Und ich deutscher Meister. So einfach ist das!“

Das Aus im Halbfinale der Champions League gegen Real Madrid und der Druck vor dem Pokalspiel waren für einige Stunden vergessen. Guardiola trug eine Baseballkappe mit der Aufschrift „Deutscher Meister 2014“, sah sich das Spektakel an und strahlte. „Diese erste Meisterschaft ist für mich als Katalane sehr speziell“, sagte er. Auch seine drei Kinder hatten vor dem Besuch der Mannschaft im Rathaus auf dem Rasen des Stadions mitgefeiert. Ihre Gestik sagte alles: Papa, du stinkst nach Bier!

Im Stadion war Jerome Boateng der Erste, der sich getraut hatte, den Chef nass zu machen. Der Nationalverteidiger schnappte sich ein Riesenglas Weißbier und rannte damit auf Guardiola zu. Als der Trainer den nahenden Abwehrprofi entdeckte, lief er nicht weg wie die meisten, sondern streckte seine Arme aus und schloss die Augen. Es schien, als würde er es genießen. Und teilte danach selbst aus, er übergoss Toni Kroos. „Die Bierdusche war kalt. Und es hat in den Augen gebrannt“, sagte Guardiola. Die Meisterschale ließ er im Partytrubel sogar einmal fallen. Sie überstand es unbeschadet. „Sie ist schwer“, sagte der Trainer über die elf Kilogramm schwere Trophäe.

Nach dem Spiel hatten sich Guardiola und seine Spieler Lederhosen und Trachtenjacken angezogen und sich im offenen Bus durch die Stadt fahren lassen. Im Rathaus gratulierte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD): „Mich hat es nicht gelangweilt, dass der FC Bayern Woche für Woche gewonnen hat. Wir sehen uns nächste Woche wieder nach dem Pokalsieg.“ Danach aßen die Mannschaft, der Trainerstab und die Clubführung mit ihren Familien und Ehrengästen im „Postpalast“ und ließen den Tag mit einer weiteren Party ausklingen, die Stars sangen und tanzten. Auch der wegen Steuerhinterziehung verurteilte frühere Präsident Uli Hoeneß, Ligapräsident Reinhard Rauball und Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) waren dabei.

Die Bayern hoffen, dass Bastian Schweinsteiger bis zum Pokalfinale wieder fit ist. Der Nationalspieler hatte sich mit Problemen an der Patellasehne am linken Knie noch in der ersten Halbzeit des Stuttgart-Spiels auswechseln lassen müssen. Auch Stürmer Mario Mandzukic war angeschlagen und humpelte bei den Feierlichkeiten. „Gegen Dortmund werden wir bereit sein“, sagte Robben. Feiern mache einfach Spaß.