Ein Kommentar von Alexander Berthold

Der französische Club Clermont-Foot Auvergne 63 gehört nun wahrlich nicht zum Nabel der Fußballwelt. Der 1911 gegründete Verein dümpelt in der Zweiten Liga Frankreichs herum, rangiert dort auf Rang 14 im Schatten der ehemaligen Europapokal-Stammgäste AJ Auxerre oder RC Lens. Und doch hat der kleine Club aus der Nähe

Lyons jetzt einen Platz in den Geschichtsbüchern des Sports sicher. Helena Costa, zuletzt Nationaltrainerin der Damen im Iran und in Katar, übernimmt von der kommenden Saison an das Traineramt. Die 36-jährige Portugiesin ist die erste Frau, die ein Männerteam übernimmt. „Oh, mon dieu“ dürften viele Anhänger zunächst gedacht haben. Präsident Claude Michy dagegen sprach von dem Beginn einer neuen Ära. Vielleicht ist Monsieur Michy ein Trendsetter.

Doch neben der Bewunderung für eine mutige Entscheidung bleiben Fragen. Inwieweit verändert eine Frau das Klima in der Umkleidekabine? Gibt es Avancen der Spieler, um so an einen Stammplatz zu kommen? Nehmen die Herren die taktischen Vorgaben der „Chefin“ an? Die Liste denkbarer Klischees ist lang – aber letztlich ohne Bedeutung.

Am Ende des Tages gilt auch bei Madame Costa, die ihre Ausbildung an der Akademie von Benfica Lissabon machte, das Leistungsprinzip. Sie könnte im Erfolgsfall den Weg für weitere Frauen in den Herren-Fußball ebnen. Es wäre doch eine charmante Vorstellung, wenn Bundestrainerin Silvia Neid den HSV oder den FC St. Pauli übernehmen würde ...