Bayern-Trainer kritisiert seine Stars nach dem 5:2 gegen Bremen

München. Am Sonntagvormittag zog Pep Guardiola die Vorhänge zu. Geheimtraining an der Säbener Straße, abgeschirmt von den neugierigen Blicken der Öffentlichkeit und der Konkurrenz. Normalerweise ist am Tag nach einem Bundesligaspiel Auslaufen. Doch was ist schon normal beim FC Bayern im Saisonfinale, zwischen zwei wegweisenden Spielen gegen Real Madrid?

Normalerweise hätte Pep Guardiola seine Spieler nach dem 5:2 (1:2) gegen Werder Bremen wohl gelobt. Vielleicht hätte er gesagt, dass die erste Halbzeit verschlafen wurde, aber danach eine konzentrierte Viertelstunde ausgereicht habe, um einen souveränen Sieg herauszuschießen. Vielleicht hätte er Ribéry gelobt und Pizarro, vielleicht die ganze Mannschaft, die sich nach der Pause zusammengerissen hat. Doch Guardiola tat nichts von alledem.

Nie zuvor hat man den Trainer in München so enttäuscht erlebt wie nach dem Werder-Spiel. Nicht wütend war er, eher schockiert. Aber warum bloß nach einem Sieg mit drei Toren Vorsprung? „Die Fans tun mir leid, weil sie es nicht verdienen, so eine erste Hälfte zu sehen. Es ist das erste Mal, seit ich hier Trainer bin, dass ich enttäuscht von meinen Spielern bin“, sagte der Spanier. Es sei okay, wenn die Mannschaft gut oder schlecht spiele, „das ist kein Problem“. Aber, sprach Guardiola: „Wir waren heute nicht die Mannschaft, die wir die gesamte Saison über gewesen sind. Und die Fans verdienen so eine Leistung nicht.“

Das war schon starker Tobak. Allerdings ist Guardiola kein Typ, der von den Emotionen übermannt wird. Sein Warnschuss ist Kalkül. Es solle bloß keiner glauben, dass die galahafte zweite Halbzeit die Probleme der Bayern per Handstreich wegwische, lautete die Botschaft. Es bedarf eines Blicks in Guardiolas Psyche, um zu verstehen, warum er nach einem 5:2 so ein Fass aufmachte. Es ging bei seiner Generalkritik nicht um das Bremen-Spiel, nicht um die verschnarchte erste Hälfte. Höchstens insofern, als die ersten 45 Minuten ihn fatal an die Partie vom vergangenen Mittwoch erinnert hat.

90 Minuten waren die Bayern da gegen die Gummiwand von Real Madrid angerannt. 72 Prozent Ballbesitz hatten sie im Hinspiel des Champions-League-Halbfinals, das ist auf diesem Level normalerweise ein Husarenstück, eine taktische Glanzleistung gegen das „weiße Ballett“. Doch am Ende stand ein 0:1 und die bittere Erkenntnis, dass Guardiolas Taktik, die auf exzessivem Ballbesitz basiert, ins Leere gelaufen war. Auch Bremen stand eine Halbzeit sicher und setzte zwei Konter, die die Münchner ins Mark trafen.

Besonders an Ribéry scheiden sich ja derzeit die Geister. Unbestritten zählt er zu den begabtesten Spielern des Planeten. Doch in der Rückrunde gelang ihm nicht viel. Alle 297 Minuten schoss er ein Tor, in der Hinrunde brauchte er dafür nur 147 Minuten. Ribérys Schwächephase sei „einzig ein Problem des Trainers“, sagte Guardiola kryptisch. Er handelte dann wie so oft antizyklisch. Statt den Franzosen gegen Bremen auf die Bank zu setzen, brachte er ihn gegen Bremen – beinahe demonstrativ. Ribéry dankte es ihm, machte das erste Tor selbst und bereitete das zweite per Eckball vor. Ob das gegen Real allerdings auch so gut klappen wird, muss sich zeigen.

Guardiola weiß, dass er einen Ribéry in Hochform braucht, um Real bezwingen zu können. Gegen Madrids ultrakompakte Defensive bedarf es jener explosionsartigen Antritte und überraschender Dribblings, die der Franzose beherrscht und auf die Guardiola im Hinspiel so vergeblich wartete. Für den Trainer geht es am Dienstag im Münchner Stadion auch darum, sein erstes Jahr beim FC Bayern nicht mit einer Enttäuschung enden zu lassen.

Vorgänger Jupp Heynckes hat ihm die Bürde hinterlassen, einen Triple-Sieger trainieren zu müssen. An diesem Maximalerfolg wird Guardiola gemessen. Die Dominanz seiner Mannschaft in der Liga wird nichts mehr zählen, wenn er im Champions-League-Finale ausscheidet. Die Meisterschaft ist den Bayern längst nicht genug, ein Erfolg im DFB-Pokal angesichts des Finalgegners Borussia Dortmund keinesfalls gesichert. Doch eigentlich zählt ohnehin nur die Champions League, schließlich definieren sich die Süddeutschen längst als weltbester Verein.

Borussia Dortmund steht nach dem 2:2 in Leverkusen als Vizemeister fest, da Konkurrent FC Schalke 04 am Sonntag mit 0:1 gegen Borussia Mönchengladbach unterlag. Die Schalker müssen jetzt wieder um die direkte Qualifikation für die Champions League bangen.