Fifa-Boss sieht für die katastrophalen Arbeitsumstände auf Katars Baustellen Firmen aus Europa in der Verantwortung. Die Verzögerungen bei Brasiliens WM-Stadien sind laut Blatter auch die Schuld deutscher Unternehmen.

Paris. In der Debatte um die Verantwortung der teilweise chaotischen Baustellen für die nächsten Endrunden der Fußballweltmeisterschaft hat sich Fifa-Präsident Sepp Blatter noch einmal deutlich zu Wort gemeldet - und dabei erneut europäische Firmen für die Zustände beim Bau der WM-Anlagen in Katar verantwortlich gemacht. „Die Arbeitsorganisation ist schlecht“, sagte der 78-Jährige dem französischen Sportsender BeIN Sports. Das habe nichts mit dem Fußball zu tun. Die Verantwortung im Land des Ausrichters der Weltmeisterschaft 2022 trügen die großen europäischen Firmen, die dort tätig sind. Konkrete Länder nannte Blatter in dem Interview nicht.

Schon zuvor hatte der Fifa versucht, seinen Verband aus der Kritik zu nehmen. Es sei „zu einfach, wenn man die gesamte Verantwortung ausschließlich auf die Fifa schiebt. Wir dürfen nicht vergessen, dass auch große europäische Unternehmen vor Ort investiert haben, und auch diese sind für menschenwürdige Arbeitsbedingungen verantwortlich“, hatte er im Februar der „Sport Bild“ gesagt. WM-Gastgeber Katar steht unter anderem massiv in der Kritik, weil es auf den Baustellen des Emirats schon zu zahlreichen Todesfällen gekommen ist.

Mit Blick auf die Terminierung der WM 2022 unterstrich Blatter seine zuletzt geäußerte Präferenz: „Das Jahresende wäre der beste Termin. Meiner Meinung nach wird man den ursprünglichen Termin verändern, weil es unmöglich ist, in Katar im Sommer zu spielen“.

Seit der Vergabe der Endrunde im Dezember 2010 an den Wüstenstaat sorgt der Zeitpunkt der Austragung für Diskussionsstoff. Ursprünglich war die WM 2022 für den Sommer ausgeschrieben. Die meisten Nationalverbände, darunter der Deutsche Fußball-Bund (DFB), haben sich zuletzt aus klimatischen Gründen klar für eine Austragung im Winter ausgesprochen.

Blatter attackiert deutsche Firmen

Unterdessen führt Blatter die Verzögerungen beim Stadionbau für die WM in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) auch auf ein Versagen deutscher Unternehmen zurück. „Die Arbeitsorganisation ist schlecht. Das hat nichts mit dem Fußball zu tun. Die großen Unternehmen, vor allem aus Deutschland und Frankreich, sind verantwortlich“, sagte der Schweizer BeIN Sport. Damit attackierte der Fifa-Boss in Zusammenhang mit den Problemen beim WM-Gastgeber erstmals auch nicht-brasilianische Einrichtungen.

In Brasilien ist es immer wieder zu Verzögerungen beim Bau von Stadien und Infrastruktur gekommen. Anfang des Monats hatte Blatter die Verspätungen noch auf „die jahrelange Untätigkeit der Brasilianer seit der Vergabe der WM“ zurückgeführt.