Der Bayern-Trainer ist nach dem deutlichen Sieg über den 1. FC Kaiserslautern und dem Einzug ins Pokalfinale zwar erleichtert. Guardiola warnt aber schon vor einer „super, super Mannschaft“.

München. Der Glanz fehlte, dennoch hat der FC Bayern auf seinem Weg zur Triple-Verteidigung das Traumfinale im DFB-Pokal perfekt gemacht. Die Münchner stehen nach einem standesgemäßen, allerdings eher schmucklosen 5:1 (2:0) gegen den wackeren Zweiligisten 1. FC Kaiserslautern schon zum 20. Mal im Finale, am 17. Mai greift der Rekordtitelträger in Berlin nach seinem 17. Sieg. Dabei kommt es gegen Borussia Dortmund, das in seinem Halbfinale den VfL Wolfsburg besiegte (2:0), zur Neuauflage des Endspiels von 2012 - der BVB hatte die Bayern damals mit 5:2 gedemütigt.

Bastian Schweinsteiger (23.), Toni Kroos (32.), Thomas Müller (50./Foulelfmeter), Mario Mandzukic (78.) und Mario Götze (90.+1) erzielten in der ausverkauften Arena die Treffer für den Titelverteidiger. So ballsicher, leichtfüßig und schwungvoll wie bis weit hinein in die Rückrunde traten die Münchner aber trotz bester Besetzung erneut nicht auf. Die große Ausnahme war Arjen Robben, der den ersten Treffer per Eckball vorbereitete, den zweiten nach starkem Dribbling mustergültig auflegte und vor dem dritten den Elfmeter herausholte. Danach verkürzte Simon Zoller für die stets mutigen Gäste zum zwischenzeitlichen 3:1 (60.).

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Der aufgrund der letzten Sieglos-Spiele in der Bundesliga kritisierte Bayern-Trainer Pep Guardiola zeigte sich nach dem Einzug ins Finale erleichtert. „Wir haben einen Schritt nach vorne gemacht bezüglich Teamspirit und dem Helfen untereinander, ich weiß aber nicht, ob einen großen oder kleinen“, sagte der Spanier. „Ich bin glücklich darüber, wie wir gekämpft haben.“ Im Finale warte auf die Münchner mit Dortmund „eine super, super Mannschaft“.

„Die Kritik in den vergangenen Wochen war mir ein bisschen zu viel. Es ist irgendwo menschlich, dass man ein oder zwei Gänge zurückschaltet, wenn man Meister ist. Wichtig ist nur, dass man wieder hochschaltet, wenn es zählt“, sagte Kroos in der ARD: „Ich freue mich auf das Finale, und wir wollen natürlich gewinnen.“

Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer gefiel der Auftritt seines Teams dagegen gar nicht. „Ich habe das Gefühl, wir brennen nicht. Für unsere Aufgaben reicht das nicht. Wir müssen uns fragen, ob wir noch zwei Titel wollen“, sagte Sammer bei Sky. Der 46-Jährige forderte eine höhere Emotionalität, es müsse ein rauerer Ton angeschlagen werden.

FCK-Coach Kosta Runjaic war trotz der am Ende deutlichen Niederlage nicht zu sehr enttäuscht. „Wir haben gute Werbung für uns gemacht“, sagte er bei Sky: „Wir haben gefühlt mehr aufs Tor geschossen als Manchester und uns gut verkauft. Nur das letzte Tor war für meinen Geschmack zu viel. Jetzt wollen wir den Schub mitnehmen in das schwere Restprogramm.“

Mangel an Kombinationsfußball

Der Gegentreffer, erst der zweite im laufenden Wettbewerb, passte zum Gesamteindruck. Schönen Kombinationsfußball bekamen die 71.000 Zuschauer im Stadion und 8,71 Millionen vor den ARD-Bildschirmen (28,2 Prozent Marktanteil/Topquote am Mittwoch) nicht zu sehen - trotz klarer Überlegenheit fehlten den Bayern wie schon in den vergangenen Spielen Passsicherheit und Feinabstimmung. Der erste Treffer fiel bezeichnenderweise aus einer Standardsituation, dem zweiten ging die Einzelaktion von Robben voraus, der dritte war ein Elfmeter, den Müller zu seinem siebten Pokaltreffer in dieser Saison verwandelte. Erst in der zweiten Halbzeit, als bei den Lauterern die Kräfte und damit zunehmend die Ordnung nachließen, wirkten die Bayern lebhafter, waren aber auch, wie beim Gegentreffer zu erkennen, nicht voll konzentriert.

Nach drei Spielen ohne Sieg in der Bundesliga hatte Guardiola auf Experimente verzichtet: Er schickte gegen die Roten Teufel, die in der 2. Runde Hertha BSC (3:1) und im Viertelfinale Bayer Leverkusen (2:1) ausgeschaltet hatten, die vermeintlich beste Mannschaft aufs Feld. Nur Manuel Neuer fehlte - der Nationaltorhüter war vergangenen Samstag beim 0:3 gegen Dortmund zur Halbzeit wegen einer Wadenverletzung zur Pause ausgewechselt und durch Lukas Raeder vertreten worden: Der 20 Jahre alte Regionalliga-Schlussmann kam dadurch zu seinem zweiten Einsatz bei den Profis. Als Ersatz saß der 18 Jahre U19-Torhüter Raif Husic auf der Bank.

Wie angekündigt wollte sich Kaiserslautern nicht nur auf den Trikottausch nach dem Spiel beschränken. Ähnlich wie bereits vier Tage zuvor der BVB attackierte der Tabellenvierte der 2. Liga den FC Bayern sehr früh - allerdings fanden die Gastgeber diesmal schneller Lücken in der gegnerischen Anwehr: Einen Kopfball von Thomas Müller verlängerte Florian Dick an die Latte des eigenen Tores (9.), Mario Mandzukic zielte nach Flanke von Müller daneben (12.). Danach taten sich die Bayern aber weiter schwer, ehe eine Standardsituation half: Schweinsteiger köpfte nach einer Ecke von Robben ein.

Die Führung verlieh den Bayern keinen großen Schwung, sie taten sich oft schwer, flüssiges Kombinationsspiel zu entwickeln. Richtig Fahrt nahmen sie erst nach dem 3:0 auf. Vor und nach dem Gegentreffer durch Zoller, den Jerome Boateng aus den Augen verloren hatte, nahm die Anzahl guter Torchancen zu. Die letzte Konsequenz aber fehlte bisweilen.

Die Statistik:

München: Raeder - Lahm, Jerome Boateng, Dante, Alaba (81. Rafinha) - Schweinsteiger (75. Martínez), Toni Kroos - Robben (61. Götze), Thomas Müller, Ribery - Mandzukic. - Trainer: Guardiola

Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejon, Heintz, Löwe (68. Fortounis) - Orban - Ring, Jenssen (77. Idrissou) - Matmour, Zimmer - Zoller (80. Lakic). - Trainer: Runjaic

Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)

Tore: 1:0 Schweinsteiger (23.), 2:0 Toni Kroos (32.), 3:0 Thomas Müller (50., Foulfmeter), 3:1 Zoller (60.), 4:1 Mandzukic (78.), 5:1 Götze (90.+1)

Zuschauer: 71.000 (ausverkauft)

Beste Spieler: Schweinsteiger, Robben - Ring

Gelbe Karten: Dick