Abstiegsderby 1. Die Gesänge der Fans waren wohl noch in Peine und Gifhorn zu hören: „Oh, wie ist das schön!“ Die Euphorie bei Eintracht Braunschweig kannte nach dem 3:0-Sieg im brisanten 120. Niedersachsen-Derby kaum eine Grenze, auch auf den Rängen nicht, wo immer wieder Pyros gezündet wurden. In der 14. Minute bereits war Torjäger Domi Kumbela für die giftigen Gastgeber erfolgreich. Der zweite Treffer gelang dem Norweger Havard Nielsen (21.), Jan Hochscheidt machte in der 89. Minute den höchsten Saisonsieg perfekt. „Das waren wichtige drei Punkte in einem sehr emotionalen Spiel. Wir haben gezeigt, dass wir dranbleiben wollen wie die Kletten“, sagte Eintracht-Coach Torsten Lieberknecht. Sein Team ist zwar immer noch Letzter, zog 96 aber mitten rein in den Existenzkampf. Mit einem Sieg am kommenden Sonnabend könnte der HSV an Hannover vorbeiziehen. Die gefrusteten 96-Fans skandierten bereits: „Vorstand raus.“ Die Niedersachsen müssen gegen den HSV auch noch auf Spielmacher Szabolcs Huszti (Gelbsperre) und Verteidiger André Hoffmann verzichten, der sich eine dämliche Tätlichkeit leistete. „Wir bleiben drin und ihr steigt ab“, sangen die Eintracht-Fans. Undenkbar ist das nicht mehr.

Abstiegsderby 2. Euphorie und Erleichterung waren auch beim VfB Stuttgart nach dem 2:0 im baden-württembergischen Abstiegsderby gegen den SC Freiburg riesig. Trainer Huub Stevens klatschte seine Spieler freudestrahlend ab, Sportdirektor Fredi Bobic eilte nach Schlusspfiff von seinem Tribünenplatz umgehend aufs Feld, um alle zu umarmen. „Der Abstiegskampf ist der Wahnsinn pur. Wir stehen jetzt wieder über dem Strich, das war unser Ziel“, sagte Bobic. Für die Stuttgarter Glückseligkeit vor 58.500 Zuschauern sorgten der eingewechselte Alexandru Maxim (69.) und Martin Harnik (89.). Freiburg verpasste dagegen eine große Chance. „Wir hätten einen riesen Schritt gehen können“, sagte Torwart Oliver Baumann.“ Statt sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang hat der Sportclub nur noch einen Puffer von zwei Zählern.

Verschwörungstheorien. Beim 1. FC Nürnberg liegen mittlerweile die Nerven blank. Nach dem 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach, der sechsten Niederlage in sieben Spielen und dem Absturz auf den vorletzten Tabellenplatz rief Torwart und Kapitän Raphael Schäfer seine Mitspieler zu einer anderen Gangart auf: „Ganz ehrlich: Fair Play ist mir jetzt scheißegal. Vielleicht müssen wir uns mal die unfaire Spielweise der Gegner zu Gemüte führen.“ Dann äußerte Schäfer nach dem Elfmeter zum 0:2 nach Foul an Max Kruse Verschwörungstheorien. Zur Auswahl des in Hamburg wohnenden Schiedsrichters Tobias Stieler sagte er in Richtung Deutscher Fußball-Bund: „Die werden sich schon was dabei gedacht haben, einen Hamburger hier anzusetzen.“ Eine Benachteiligung des „Clubs“ zugunsten des HSV? Das ging sogar Trainer Gertjan Verbeek zu weit. „Ich kann mir nicht denken, dass es Komplotttheorien gibt, um Nürnberg absteigen zu lassen“, entgegnete der Niederländer und nannte einen ganz anderen Grund für die Pleitenserie: „Wir haben nun schon 24 Mal Aluminium getroffen. Das hat mit den Schiedsrichtern nichts zu tun.“

Hamburger und Hähnchen. Die Gladbacher feierten den Sieg, durch den sie an Bayer Leverkusen vorbei auf den Champions-League-Qualifikationsplatz vier kletterten, auf „unsportliche“ Art. Auf der Rückfahrt stoppte ihr Mannschaftsbus bei einer amerikanischen Fastfood-Kette mit großem M. Nach und nach trudelten Spieler, Trainer und Betreuer in den Laden ein und verputzten Hamburger und Hähnchen-Teile. Ein Foto davon verbreitete sich in Windeseile über Twitter.

Keine andere Wahl? Leverkusen hat am Sonnabend nach dem 1:2 gegen den HSV Trainer Sami Hyypiä beurlaubt. Nur ein Sieg in den zurückliegenden neun Bundesligaspielen war zu wenig. Dazu kamen das Pokal-Aus gegen den Zweitligisten Kaiserslautern und die 0:4-Heimklatsche gegen Paris St. Germain im Champions-League-Achtelfinale. „Die dramatische Entwicklung ließ uns keine andere Wahl“, sagte Sportchef Rudi Völler. An den verbleibenden fünf Spieltagen wird Nachwuchs-Cheftrainer Sascha Lewandowski das Profiteam betreuen. Als künftige Cheftrainer-Kandidaten kursierende Namen wollte Völler nicht kommentieren: „Das sind doch immer dieselben. Die wurden schon Weihnachten bei Schalke gehandelt.“