Nach dem 2:0 gegen Mainz können die Bayern am Dienstag den frühesten Titel der Bundesliga-Historie feiern

München/Mainz. Jerome Boateng hat viel zu tun. Er füllt ein neues, inoffizielles Amt aus: Partyminister des FC Bayern. Der Nationalverteidiger kann mit den Münchnern in seiner Heimatstadt Berlin deutscher Meister werden – mit einem Sieg am Dienstag bei seinem Ex-Klub Hertha (20 Uhr, Sky und Abendblatt.de). Kartenwünsche, SMS von Kumpels, Ideen für Bierduschenstreiche, bei ihm geht einiges ein. „Es ist wunderschön, dass wir in Berlin Meister werden können“, so Boateng. „dafür haben wir in Mainz die Vorarbeit geleistet.“ Clubsponsor Telekom hatte im Internet verfrüht zur 24. Meisterschaft gratuliert, der Titelgewinn am 27. Spieltag wäre immer noch der früheste in der Bundesliga-Historie.

Sonnabend fiel das Siegen den Bayern schwerer als in den meisten anderen Spielen der Saison. „Mainz war sehr gut. Wir wurden gefordert“, sagte Trainer Pep Guardiola. Die Gastgeber machten vor, wie gegen die Münchner zu spielen ist: Sie liefen viel, aber kaum unnötige Wege. Sie waren konsequent in den Zweikämpfen, „mauerten“ nicht so wie andere Gegner und versuchten schnell zu kontern. Zudem zeigte sich Torwart Loris Karius in starker Form.

Am Abend vor dem Spiel hatten sich die Mainzer Spieler im Kino den Film „300: Rise of an Empire“ angesehen, in dem mutige Kämpfer in die Schlacht ziehen – offensichtlich eine gelungene Inspiration. „Ich denke, jeder Zuschauer hat gespürt, dass wir unser Herz in die Hand genommen haben“, sagte Trainer Thomas Tuchel. In der zweiten Halbzeit schwanden aber die Kräfte, und es ging dem FSV dann doch wie vielen anderen Teams: Es reicht nicht, um diesen Bayern über 90 Minuten Paroli zu bieten.

Tuchel änderte insgesamt dreimal seine Taktik und verstärkte am Ende die Abwehrkette, doch die ließ Bastian Schweinsteiger aus den Augen, und der köpfte das 1:0 (82.). Der eingewechselte Mario Götze machte mit dem 2:0 (86.) alles klar. Der FC Bayern als FC Gnadenlos. 82 Minuten ließ er die Mainzer auf den Punkt hoffen, so lange blieb bislang in dieser Saison noch keine Mannschaft gegen den Rekordmeister ohne Gegentor.

Mit Blick auf das Viertelfinalhinspiel der Champions League bei Manchester United am 1. April sei die Partie in Mainz ein guter Test gewesen, fanden die Bayern. „Das war genau das, was wir gebraucht haben“, so Sportvorstand Matthias Sammer. Wie frustrierend für die Konkurrenz: Endlich wird es dem Tabellenführer schwerer gemacht – und er freut sich auch noch drüber.

Und der Zeitpunkt der Meisterschaft ist ihm auch noch egal. Sagt Sammer. „Unser Thema ist es, jeden Tag so zu arbeiten, als würde es kein Morgen geben.“ Kürzlich hatte er angedeutet, dass dies bei anderen Klubs womöglich nicht so sei. Sammer nannte keine Namen, und doch fühlten sich Borussia Dortmund und vor allem Jürgen Klopp angesprochen. Der BVB-Trainer sagte, Sammer solle jeden Tag Gott danken, dass er beim FC Bayern arbeiten dürfe.

Karl-Heinz Rummenigge hat Klopp dafür im Interview mit der „Welt am Sonntag“ kritisiert. „Erst war ich über den Satz erschrocken, dann entsetzt. Denn Matthias war mit Borussia Dortmund als Spieler Champions-League-Sieger und als Trainer Meister. Niemand vom FC Bayern würde sich je erlauben, einen solchen Satz über jemanden zu sagen, der früher bei uns war und jetzt für Dortmund arbeitet“, so Rummenigge. „Dieses Niveau erinnert mich an die Verhältnisse zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid. Wir sollten das Ganze wieder auf eine vernünftige Basis stellen.“

Zudem schloss Rummenigge aus, dass Schalkes Jungstar Julian Draxler im Sommer nach München wechselt. Und auch bei Bayerns Stürmer Mario Mandzukic stehe trotz der Verpflichtung des Dortmunders Robert Lewandowski kein Transfer bevor. „Mir ist bekannt, dass viele Klubs Interesse an ihm haben. Aber ich glaube, dass er über das Saisonende hinaus bleibt“, so der Clubchef. Der Verein sei zu einer Verlängerung von Mandzukics Vertrag bereit.