Köln. Die Diskussion über die umstrittene Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar wird zur unendlichen Geschichte: Ein neuer Bestechungsvorwurf gegen den ehemaligen Vizepräsidenten des Weltverbandes Fifa, Jack Warner, 71, erhitzt die Gemüter. Nach Angaben des britischen „Telegraph“ sollen kurz nach der Entscheidung für das Emirat am Persischen Golf im Dezember 2010 umgerechnet 1,43 Millionen Euro (zwei Millionen Dollar) an den ehemaligen Chef der Concacaf-Fußball-Konföderation (Nord- und Mittelamerika sowie Karibik) und dessen Familie geflossen sein. Die Gelder sollen von der Firma des einstigen Fifa-Präsidentschaftskandidaten Mohamed Bin Hammam, 64, stammen.

Die Fifa selbst reagierte am Dienstagnachmittag bei Twitter mit der simplen Aufforderung, dass „Beweise möglicher Rechtsverletzungen“ bei der Ethikkommission des Weltverbands eingereicht werden könnten. Ansonsten gebe es keinen Kommentar. Die amerikanische Bundesbehörde FBI scheint dagegen bereits Ermittlungen gegen den früheren Concacaf-Präsidenten aufgenommen zu haben.

Der Katarer Bin Hammam und Warner aus Trinidad und Tobago haben nach diversen Skandalen längst den Rückzug angetreten und spielen im Weltfußball – offiziell – keine Rolle mehr. Warner wurde vorgeworfen, dass es im Zuge der Fifa-Präsidentschaftswahl 2011 bei einem von ihm organisierten Treffen des Fußballverbandes der Karibik CFU am 10. und 11. Mai in Trinidad zu Bestechungsabsprachen zugunsten von Blatter-Herausforderer Bin Hammam gekommen sei.

Nun droht Katar das nächste Unheil. Gewerkschaftsboss Michael Sommer, 62, fordert den Entzug der Endrunde in acht Jahren und eine Neuvergabe. „Unsere Befürchtungen, was das Regime in Katar betrifft, bestätigen sich voll. Man muss den Katarern die WM entziehen, wenn sie an dem Kafala-System, das an Sklaverei grenzt, festhalten und die internationalen Arbeitsrechtsnormen nicht nachweisbar einhalten, also durch Überprüfung der internationalen Arbeitsorganisationen“, sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes und des Internationalen Gewerkschaftsbundes gegenüber der „Sport Bild“ (Mittwoch-Ausgabe).

Zuletzt hatte die Fifa unterstrichen, dass an der Entscheidung zugunsten Katars nicht gerüttelt werde. Umstritten war lediglich, ob die WM im heißen katarischen Sommer (bis zu 50 Grad Celsius) oder im angenehmeren Winter (rund 25 Grad Celsius) stattfinden soll.