Sammer abgewatscht. Esgibt sicher Gründe, Matthias Sammer nicht für den allersympathischsten Zeitgenossen auf den Fußballplätzen der Bundesliga zu halten: Die Sturheit, die gering ausgeprägte Diplomatie, die Frisur, die Liebe zur Volksmusik. Auch der HSV hat vor drei Jahren seine unschönen Erfahrungen gemacht, als der klar signalisierten Bereitschaft zur Übernahme des Sportchef-Postens über Nacht eine Absage folgte. Jetzt hat er den Job bei Bayern München und erregte die Kollegen aus der Liga mit seinen Gedanken über Trainingsfleiß im Allgemeinen und bei den Bayern im Besonderen. Nach Dortmunds Trainer Jürgen Klopp („Ich weiß nicht, ob der FC Bayern ohne Sammer einen Punkt weniger geholt hätte“) regten sich nun weitere Kollegen über die sammerschen Einlassungen auf. Die Aussagen seien „hochgradig arrogant“, sagte Manager Dirk Dufner von Hannover 96 der „Bild am Sonntag“. Frankfurts Vorstandchef Heribert Bruchhagen meinte, die Öffentlichkeit könne den Eindruck bekommen, „dass da jemand die Weisheit in dieser Fußballwelt allein gepachtet“ hätte. Manager Christian Heidel vom FSV Mainz 05 konterte: „Wenn wir auch die Möglichkeit hätten, in zwei Jahren für 130 Millionen Spieler zu kaufen, werden wir auch ohne die Ratschläge von Matthias Sammer Meister.“ HSV-Sportchef Oliver Kreuzer stellte klar: „Die Bayern haben so viele Punkte Vorsprung, weil sie die besten Spieler haben. Nicht, weil sie die beste Trainingslehre haben.“ Mittlerweile ist Sammer auch zurückgerudert. „Ich habe nur gesagt, was wir machen und dass der eine oder andere es sich überlegen sollte. Ich möchte auf keinen Fall irgendwelche Kritik äußern“, sagte er bei Sky. Bleibt das Schlusswort von Bruchhagen: „Wenn du geschwiegen hättest, wärst du ein Philosoph geblieben.“

„Drecksack“ Kehl. Borussia Dortmund hat geliefert. Mit Glück und zum Glück für den HSV. Mit dem 1:0-Sieg beim SC Freiburg bestätigte der BVB seine Ambitionen auf die Vize-Meisterschaft. Die seit mehr als sechs Wochen sieglosen Freiburger bleiben nach ihrer sechsten Heimpleite mit einem Punkt Rückstand auf den HSV und den VfB Stuttgart Vorletzte. Sebastian Kehl entschied die Partie mit einer Bogenlampe über Oliver Baumann. „Ich habe ihm gesagt, dass er ein Drecksack ist“, erzählte der SC-Torwart nach Spielende.

Choupo-Moting unterhält. Ohne Eric Maxim Choupo-Moting wäre möglicherweise gar nichts passiert. Das Spiel zwischen Mainz 05 und Hertha BSC endete jedoch 1:1, und der ehemalige HSV-Stürmer hatte entscheidenden Anteil daran. Zunächst leitete er mit einem kapitalen Fehler das 0:1 durch Adrian Ramos (51. Minute) ein, glich aber höchstselbst mit einem verwandelten Foulelfmeter aus (65.). Für die Mainzer war es der erste Punktverlust im eigenen Stadion im Jahr 2014.

Weinzierl rechnet. Augsburgs letzter bedeutender Einfluss in Europa liegt etwa 550 Jahre zurück. Als die Handelsverbindungen überall hinliefen und die Fugger Fürstenhäuser finanzierten. Jetzt aber scheint es wieder so weit zu sein, dass junge Männer aus der alten schwäbischen Kaufmannsstadt in den Kontinent hinausziehen. Nach dem 2:1-Sieg bei Borussia Mönchengladbach belegt der FC Augsburg Platz sechs, die Teilnahme an der Europa League wäre damit geschafft. Mit jetzt bereits 38 Punkten muss niemand mehr über den Klassenerhalt reden, jetzt geht es um andere Ziele. „Wir wollen die Vorrunde bestätigen: Das waren 24 Punkte“, rechnet Trainer Markus Weinzierl vor. „Und wenn wir das Gleiche holen, haben wir 48. Wenn das für Europa reicht, dann würden wir es gerne mitnehmen.“

Hunt schockiert. Weil Aaron Hunt ja ein netter Kerl ist, hat er den wahren Grund für seinen Strafraumsturz beim 2:0-Sieg von Werder Bremen beim 1. FC Nürnberg nicht genannt. Die Nahsicht auf die Rest-Haarpracht seines Gegenspielers Xavier Pinola riss ihm offenbar die Beine weg, zu schockierend ist die friseurtechnische Fehlleistung auf dem Kopf des Argentiniers. Außerdem stand es ja schon 2:0, als Hunt den Strafstoß zurücknehmen ließ. Werder hat nun sechs Punkte aus den Spielen gegen die Klassenerhalts-Kontrahenten HSV und Nürnberg geholt, das nennt man mal effektiv. Der „Club“ war die deutlich bessere Mannschaft, traf aber nicht und muss vor dem Spiel beim HSV am kommenden Sonntag um Torwart Raphael Schäfer bangen, der in der Pause wegen muskulärer Probleme am rechten Hüftbeuger ausgewechselt wurde.