Tückische Bremer Idylle. Bei Werder Bremen ist die Lage nach der 1:5-Heimpleite gegen Borussia Dortmund ähnlich horrormäßig wie beim Erzrivalen HSV. Doch an der Weser herrscht eine fast bizarre Ruhe. Die Fans feierten frenetisch das Ehrentor von Debütant Levent Aycicek (89.). Manager Thomas Eichin sah die Nachfrage nach der Zukunft von Trainer Robin Dutt geradezu als Affront. Hinter vorgehaltener Hand wird Dutt aber schon mit Aad de Mos verglichen. Der 1995 auf „König Otto“ Rehhagel gefolgte Niederländer gilt als bislang größtes Missverständnis auf der Werder-Trainerbank. Seit Sonnabend ist de Mos’ Punkteschnitt nicht mehr der schlechteste der Clubhistorie. Mit nur einem Pünktchen pro Spiel zog Dutt mit ihm gleich.

Noch ein Traditionsverein taumelt. Auch beim VfB Stuttgart geht nach der fünften Niederlage in Serie die Abstiegsangst um. Das 1:4 zu Hause gegen den FC Augsburg war nun auch mal eine echte Klatsche nach indiskutabler Leistung, nachdem die VfB-Jungspunde zuvor oft nach achtbaren Leistungen unglücklich-naiv verloren hatten. Ausgerechnet Kapitän Vedad Ibisevic erwies seinem Team mit seinem Platzverweis (53.) „einen Bärendienst“ (Coach Thomas Schneider). Der Bosnier schlug Jan-Ingwer Callsen-Bracker abseits des Balls mit Absicht ins Gesicht, der FCA-Profi blutete am Kiefer. Schneider kündigte eine Strafe für Routinier Ibisevic an, der nun in den wichtigen nächsten Wochen gesperrt fehlt.

96 wieder in der Realität. Hannover 96 und sein Trainer-Senkrechtstarter Tayfun Korkut wurden jäh entzaubert. Nach auf Anhieb zwei Siegen zeigte der FC Schalke 04 den Niedersachsen die Grenzen auf. Korkuts Kontertaktik ging beim 0:2 nicht auf. Gelsenkirchener in Galaform bejubelten den dritten Dreier im dritten Rückrundenspiel. Und wer lacht womöglich zuletzt? Der viel gescholtene Knappen-Coach Jens Keller.

Katastrophen-Rasen und Knieschäden. Nach dem 2:0-Derbysieg des FC Bayern in Nürnberg entzündete sich eine Gras-Debatte. Mittendrin Matthias Sammer als „Rasen-Motzki“. Der Bayern-Sportvorstand, der böse Vorahnungen gehabt hatte, schimpfte über „unverantwortliche“ Zustände im „Hochleistungsfußball“ des 21. Jahrhunderts: „Jetzt haben sich zwei Nürnberger verletzt und keiner von uns, das ist ein Wahnsinn!“ Den Preis für den „Acker“ (Arjen Robben) bezahlte der „Club“ mit den langfristigen Ausfällen von Stürmer Daniel Ginczek (Kreuzbandriss) und Abwehrspieler Timothy Chandler (Außenmeniskusriss), die im stumpfen Rasen hängen blieben oder umknickten. Ein kleiner Trost für US-Profi Chandler war der Twitter-Gruß seines Nationaltrainers Jürgen Klinsmann: „Stay strong Timmy!! Sorry to hear about your injury!!“

Zwei Gelbe Karten für Ersatzspieler. 112 Tage nach dem „Phantomtor“ hatBayer Leverkusen mal wieder ein Stück kuriose Bundesligageschichte geschrieben. Gleich zwei Bayer-Ersatzspieler (!) kassierten gegen Borussia Mönchengladbach Gelbe Karten – Philipp Wollscheid in der neunten Minute, weil er von der Bank einen zweiten Ball ins Spielfeld geworfen hatte. Giulio Donati (78.), weil er das Spielgerät beim Warmlaufen nicht hergeben wollte. „Da haben wir wohl wieder einen Rekord aufgestellt“, meinte der einstige „Phantomtorschütze“ Stefan Kießling süffisant. Sportchef Rudi Völler musste „etwas schmunzeln“, freute sich nach dem 1:0-Erfolg aber über einen „Big Point“.

Braunschweig kaum noch zu retten. Ein klitzeklitzekleiner Mutmacher für HSV-Anhänger war der desolate Auftritt des nächsten Gegners Eintracht Braunschweig in Frankfurt (0:3). Bei fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz sieht alles nach dem direkten Wiederabstieg des Tabellenletzten aus. „Es gibt viele Dinge, die man im Fußball schon erlebt hat“, sagte Braunschweigs Daueroptimist und Coach Torsten Lieberknecht. Das Energiebündel wirkte aber desillusioniert wie nie.

Bas Dost lebt. Wolfsburgs Bankdrücker feierte gegen Mainz 05 sein Startelfdebüt – und wurde mit einem Tor und einem herausgeholten Elfer zum Matchwinner. VfL-Trainer Hecking lobte den Niederländer und nahm sein Team nach dem 3:0, dem ersten Sieg 2014, vor übertriebenen Erwartungen aus dem Umfeld in Schutz: „Die Spieler kriegen ja auch mit, was von ihnen erwartet wird: Die Champions League soll möglichst im Vorbeimarsch erreicht werden“, sagte Hecking nüchtern.