Der FC Bayern München krönt bei der Club-WM sein historisches Jahr. Diese Triumphe sollen keine Ausnahme bleiben

Marrakesch. Am Ende wusste Philipp Lahm wohl selbst nicht mehr ganz so genau, wie oft er nun der versammelten Entourage die Hände schütteln musste. Marokkos König Mohammed VI., Kronprinz Moulay Hassan, die Fifa-Oberen um Boss Sepp Blatter, Uefa-Chef Michel Platini, Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, die Reihe wollte gar nicht mehr enden, die sich nach dem Endspiel der Club-Weltmeisterschaft auf dem Rasen der Arena formiert hatte.

Lahm nahm ja nicht nur den Pokal für den Club-Weltmeister 2013 entgegen, sondern auch noch die Trophäe für die fairste Mannschaft der Vereins-WM, den silbernen Ball für den zweitbesten Spieler des Turniers – mit dem goldenen wurde Franck Ribery geehrt –, das gerahmte Ehrenwappen für die beste Clubmannschaft der Welt, das die Bayern nun ein Jahr lang auf ihren Trikots tragen werden. Lahms Defilee jedenfalls hatte fast schon grotesk epische Züge. Und wahrscheinlich hätte sich auch niemand darüber gewundert, hätten sie ihm angesichts der Bundesligaergebnisse vom Wochenende auch schon die Meisterschale überreicht. Dafür sei es ja wohl noch viel zu früh, wehrte Lahm ab, „doch ja, es war wieder ein absolut schöner Sonnabend“.

Wen interessierte es da noch, das jenes 2:0 (2:0) des FC Bayern im Finale über Marokkos Meister Raja Casablanca zwar durchaus souverän, aber keinesfalls berauschend war. Dantes Treffer in der 7. Minute, Thiagos Tor 15 Minuten später, der Rest war schnöde Ergebnisverwaltung und marokkanisches Unvermögen vor dem Münchner Tor. Bayern-Titel Nummer fünf im Jahr 2013 war um kurz vor 23 Uhr perfekt. Ein Jahr aus Meisterschaft, Pokalsieg, Champions-League-Triumph, Supercup-Sieg und nun also Weltmeister der Vereinsmannschaften, auch wenn der sportliche Stellenwert der Veranstaltung arg begrenzt ist. Das aber war den Münchnern herzlich egal. „Club-Weltmeister, klingt doch super“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer. „Wer die Champions League und die Weltmeisterschaft gewinnt, ist die Nummer eins“, sagte Kapitän Lahm.

Später in der Nacht beim Bankett im Four Seasons Hotel war es dann Zeit für bilanzierende Superlative dieses schier unglaublichen Jahres, dem erfolgreichsten in der Historie des FC Bayern, eines, „das man nicht mehr toppen kann“, wie Rummenigge sagte.

Es begann im Januar mit der Verkündung von Pep Guardiola als künftigen Bayern-Trainer. Was folgte, waren die Erfolge der Heynckes-Bayern: die schnellste Meisterschaft in 50 Jahren Bundesliga etwa, bereits nach 28 Spieltagen standen die Münchner als Titelträger fest, der Champions-League-Triumph im Finale von Wembley über Dortmund, der Pokalsieg gegen den VfB Stuttgart und damit das Triple.

Dass die Guardiola-Ära im Sommer mit einer Niederlage im deutschen Supercup gegen den BVB startete, die Bayern konnten es verschmerzen. In den folgenden Monaten ging es munter weiter. Neuer Trainer, noch variableres Spiel, alter Erfolg: Chelsea zog im europäischen Supercup den Kürzeren und nun Casablanca. Die „ganzen Gold- und Silberwaren“, wie Rummenigge die fünf Trophäen nannte, standen beim Bankett aufgereiht auf dem Podest.

Nur einen Wunsch habe er so kurz vor Weihnachten, sagte Rummenigge noch und nutzte die öffentliche Bühne für Stimmungsmache in der strafrechtlichen Angelegenheit des Clubpräsidenten. „Jetzt werde ich etwas schwach in der Stimme, lieber Uli“, hob Rummenigge an, aber er wünsche sich, „dass die Geschichte für Uli Hoeneß gut ausgeht.“ Mag der Rest der Republik Hoeneß’ Steuerhinterziehung auch weit weniger pathetisch bewerten, der anstehende Prozess aber eint die Bayern-Familie fast ebenso wie Erfolge.

Hoeneß selbst beließ es bei sportlichen Einschätzungen. Die Mannschaft um Kapitän Lahm habe dem FC Bayern Ehre gemacht wie keine zuvor, sagte er. Und dass er stolz sei, Präsident des Clubs zu sein. Zigarre qualmend saß er neben Trainer Guardiola, der diesen WM-Titel nun schon zum dritten Mal einheimste, dem Sportvorstand Sammer bescheinigte, noch kritischer zu sein als er selbst, was bislang als unmöglich erachtet wurde, und dem Rummenigge bei seiner Bankettrede ein „Pep, wir sind glücklich mit dir“, zurief: „Es ist unheimlich schwer nach einem Triple noch einen oben draufzusetzen. Aber es ging noch ein Stück höher.“

Zwei Wochen haben die Münchner jetzt Pause, bevor es ins Trainingslager nach Katar geht. Er sei überzeugt, dass der Club auch 2014 erfolgreichen Fußball spielen werde, sagte Rummenigge. Spieler und auch Sportvorstand Sammer wollten sich ebenfalls nicht mit demütigem Duktus genügen. „Von mir aus kann es so weitergehen“, sagte Lahm. „Es heißt immer, man könne nicht immer gewinnen. Warum nicht?“, fragte Sammer: „Für uns muss Weltspitze einfach Normalität werden.“