Der Franzose will auch gegen den HSV groß aufspielen, um sich den Titel Weltfußballer zu sichern

München. Franck Ribéry muss sich mit dem Mittagessen am Montag beeilen. Um 11 Uhr trainiert der Offensivstar mit seinen Kollegen vom FC Bayern für das letzte Vorrundenspiel in der Champions League gegen Manchester City am Tag darauf, danach duschen, umziehen, den Kohlenhydratespeicher auffüllen – und dann ab vor den Computer oder das Tablet. 14 Uhr präsentiert der Weltverband Fifa live auf seiner Internetseite (www.fifa.com) die Namen der drei Anwärter auf den Titel des Weltfußballers. Die aus Trainern, Spielern und Journalisten bestehende Jury hat mit ihrer Stimmenvergabe aus den 23 Kandidaten eine Top drei gefiltert – die Reihenfolge des Trios hält sie bis zur Verleihung der Auszeichnung am 13. Januar in Zürich geheim.

Dass Ribéry und Real Madrids portugiesischer Superstar Cristiano Ronaldo zu den Top drei gehören, ist so erwartbar wie volle Kaufhäuser an den Adventssonnabenden. In welcher Form Ribéry ist, war beim 7:0 (3:0) der Bayern im Spiel bei Werder Bremen zu sehen. Im Club befürchten sie allerdings, dass die Fristverlängerung für die Stimmenabgabe Ronaldos Chancen verbessert haben könnte. Uli Hoeneß nutzt jede Gelegenheit, um für Ribéry zu werben, bei Sky sagte er: „Franck ist ein unglaublicher Spieler. Es gibt keinen Spieler auf der Welt, der das mehr verdient hätte als er. Wenn er es nicht wird, ist das eine Riesensauerei.“ Und dann brachte Hoeneß die sportliche Situation des FC Bayern in zwei Sätzen auf den Punkt: „Franck steht für die neue Stärke von Bayern. Er ist ein Synonym für das, was wir im Moment darstellen.“

Ribéry und seine Mannschaft haben sich zuletzt noch einmal gesteigert. Und das war angesichts des Niveaus aus der vergangenen Saison alles andere als einfach. Der französische Nationalspieler bereitete zwei Tore vor und erzielte zwei Treffer. Bremen war für ihn nur ein Sparringspartner, und Ribéry und seine Kollegen nutzten die kaum vorhandene Deckung von Werder mit viel Wucht. „Wir sind alle glücklich. In dieser Mannschaft steckt eine super Mentalität, deshalb funktioniert die Gruppe. Es macht Spaß. Wir müssen genauso weitermachen“, sagte Ribéry.

Der deutsche Rekordmeister ist in der Bundesliga nun seit 40 Spielen ungeschlagen und auswärts seit 26 Partien ohne Niederlage. Es war der elfte Pflichtsieg in Folge, in jedem der vergangenen 52 Spielen erzielten die Bayern mindestens ein Tor. 90 Punkte in einem Jahr – das ist wieder einmal ein Rekord. Bremens Offensivprofi Eljero Elia bezeichnete die Münchner als beste Mannschaft der Welt. „Man merkt, dass unsere Mannschaft voller Selbstbewusstsein ist. Sie hat einen unglaublichen Lauf“, schwärmte Hoeneß. Und Guardiola betonte, dass es an diesem Sonnabend eine Ehre gewesen sei, Trainer dieser Mannschaft sein zu dürfen.

Auch der Spanier sagte erneut, dass Ribéry den Titel des Weltfußballers verdient habe. Und falls er es nicht wird? „Dann verändert das nicht sein Leben, nicht seine Karriere und nicht unsere Meinung über ihn“, so Guardiola. Die anderen Kandidaten seien auch gut.

Der ehemalige Bayern-Trainer Felix Magath erachtet andere Spieler sogar als so stark, dass er weder Ribéry noch Ronaldo wählen würde. „Ich finde schon, dass es ein Spieler von Bayern München sein muss. Aber mich wundert, dass nicht über Manuel Neuer oder Bastian Schweinsteiger diskutiert wird. Oder Thomas Müller, der in jungen Jahren schon in dieser herausragenden Mannschaft eine wichtige Rolle spielt. Die sehe ich noch vor Ribéry“, sagte Magath in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“.

Magath ist nicht der Einzige, der von Neuers Leistungen schwärmt: Angeblich plant Manchester City, dem FC Bayern im nächsten Jahr ein Angebot zu unterbreiten. 48 Millionen Euro wollen die Engländer demnach bieten. Mit 125.000 Euro pro Woche könnte Neuer dort angeblich bestverdienender Torwart der Welt werden. Neuers Vertrag bei den Münchnern gilt bis 2016.

In der Clubzentrale an der Säbener Straße lächeln sie darüber, sie wollen Neuer nicht abgeben und kennen die Meldungen, die vor einem Aufeinandertreffen mit Teams von der Insel immer mal wieder aufkommen. Die Weltfußballer-Wahl ist bei den Bayern ein viel größeres Thema. Ribéry ist der Titel enorm wichtig, Lob und Wertschätzung sind zwei Faktoren, die ihn in seiner Karriere antreiben. Er will unbedingt jedes Spiel als Werbung für sich nutzen – auch am Sonnabend gegen den HSV.

Hoeneß gefällt, dass seine Mannschaft bei den Gegnern Angst verbreitet. Ihm war der Stolz im Bremer Stadion anzusehen. Das Wort „Über-Bayern“ hört er aber gar nicht gern: „Wir werden viel tun müssen, um oben zu bleiben. Wenn du anfängst davon zu träumen, die Über-Bayern zu sein, wirst du schon nächste Woche erleben, dass dies nicht so ist.“ Die enorme Dominanz sei nur temporär, „das wird nicht so bleiben“. Es werde der Tag kommen, an dem der FC Bayern ein Spiel verliert.

Derzeit deutet vieles daraufhin, dass es dieses Jahr nicht mehr passiert. Wird es also eine langweilige Restsaison? Guardiola sagte: „No! Auf Deutsch heißt das: Nein!“