Portugal hat schon viele Topspieler produziert. Für den ersten Titel sollen wieder die Altstars sorgen

Hamburg. Das Museum für Cristiano Ronaldo war schon vor dessen Gala in Schweden in Planung. Trikots, Bälle und Trophäen sollen in seiner Geburtsstadt Funchal auf Madeira ausgestellt werden. Nach der beeindruckenden Show in den Play-off-Spielen, mit der „CR7“ endgültig zum Volkshelden aufstieg, dürfen zwei Exponate nicht fehlen: die blauen Schuhe, mit denen der Superstar von Real Madrid den Skandinaviern vier Tore einschenkte und Portugal, am 16. Juni (18 Uhr) in Salvador deutscher Auftaktgegner, das Ticket für die WM in Brasilien rettete.

„Lasst uns eine große Einheit bilden und der Welt eine gute Antwort geben“, sagte Ronaldo, der nach dem Spiel von Gary Lineker geadelt wurde: „Er ist nicht von diesem Planeten und ganz klar der beste Spieler dieses Jahres.“

Portugal, das ist derzeit vor allem Cristiano Ronaldo. Das Spiel ist vollends auf den durchgestylten Fußballer mit Popeye-Körper ausgerichtet, der bei Länderspielen in Unterhose von Werbetafeln grinst. Das System ist darauf angelegt, den Ball in Tornähe zu dem 28-Jährigen zu bringen. Denn dann ist gegen den Weltfußballer des Jahres 2008 kein Kraut gewachsen.

In den entscheidenden Duellen mit Schweden klappte dies relativ problemlos, Ronaldo zeigte seine ganze Bandbreite und traf per Kopf, mit dem linken und dem rechten Fuß. Dennoch ist der extrovertierte Angreifer beileibe nicht der einzige Weltklassespieler bei den Portugiesen. Hélder Postiga vom FC Valencia kann an guten Tagen ebenso den Unterschied ausmachen wie Fábio Coentrão und Pepe von Real Madrid, Nani von Manchester United oder Bruno Alves (Fenerbahce Istanbul).

Nur wenige Länder haben so viele Spitzenprofis hervorgebracht wie der kleine und verarmte Zehn-Millionen-Einwohner-Staat auf der iberischen Halbinsel. Die WM- und EM-Bilanz der „Brasilianer Europas“ aber ist mager. Der dritte Platz 1966 in England ist das beste Ergebnis in der WM-Geschichte der Portugiesen. (Mit-)Schuld an dem schwachen Abschneiden waren zuletzt auch die Deutschen: 2008 und 2012 verlor Portugal bei der Europameisterschaft jeweils gegen die Auswahl von Bundestrainer Joachim Löw.

Das soll sich nun 2014, bei der vierten WM-Teilnahme in Serie, ändern. „Das Achtelfinale ist unser Minimalziel. Von da an wollen wir aber jedes Team schlagen, das sich uns in den Weg stellt, und sehr weit kommen“, sagte Trainer Paulo Bento. Der Präsident des Nationalverbandes FPF, Fernando Gomes, ist davon überzeugt, dass man mit Ronaldo über den besten Spieler der Welt verfügt und das Finale erreichen kann.

Zumindest der erste Teil der Aussage ist nicht vermessen. Als Rekordtorschütze seines Landes (47 Treffer) hat Ronaldo bereits mit Pauleta gleichgezogen. Dass er mit seinen 109 Länderspielen irgendwann auch den mittlerweile legendären Luís Figo (127) einholen wird, ist nur eine Frage der Zeit.

Und davon hat Ronaldo genug. Zu Saisonbeginn verlängerte er seinen Vertrag bei Real bis 2018, überzeugt davon, auch im für einen Torjäger reiferen Alter von 33 Jahren Topleistung zu bringen: „Ich werde dann immer noch ein sehr guter Spieler sein. Vielleicht geht es danach ja sogar noch weiter.“

Den anderen trauen die Portugiesen das offenbar nicht zu. In den Cafés von Lissabon herrscht die Meinung vor, dass Bento zu sehr auf ältere Spieler wie Bruno Alves, 32, Pepe, 30, Raúl Meireles, 30, Postiga, 31, oder den früheren Bremer Hugo Almeida, 29, vertraut und dem Nachwuchs keine richtige Chance gibt. Ein Newcomer, der viele Hoffnungen weckt, ist William Carvalho, 21. Der in Angola geborene Mittelfeldspieler debütierte in den Play-offs und glänzte auf Anhieb. „Er wird Portugal noch viel Freude bereiten“, sagt Pepe. Vielleicht schon 2014.