Ein Kommentar von Peter Wenig

Jürgen Klopp, Trainer der Dortmunder Borussia, gilt seit Jahren als einer der emotionalsten Trainer in der Bundesliga. In der aktuellen Saison wurde er sogar in der Champions League wegen einer Attacke gegen den vierten Offiziellen gesperrt. Vor dem Spitzenspiel am Sonnabend gegen den FC Bayern hätte Klopp mühelos die mediale Bühne für eine Wutrede entern können. Er hätte räsonieren können über die Ungerechtigkeit im Fußball im Allgemeinen und die Entscheidungen von Bundestrainer Joachim Löw im Besonderen.

Denn der Bundestrainer hatte die Bayern-Stars Manuel Neuer und Philipp Lahm nach dem Länderspiel gegen Italien nach Hause geschickt. Während sie sich schonen durften, mussten die fünf Nationalspieler der Borussia allesamt am Dienstag gegen England ran. Mit dem bitteren Resultat, dass Mats Hummels und Marcel Schmelzer nun über Wochen verletzt ausfallen werden, was die Personallage in Dortmund dramatisch verschärft.

Der Verzicht auf ein schwarz-gelbes Klagelied ist aus zwei Gründen gut: Die Verletzungen sind keine Folge unverantwortlicher Überbelastung, sondern schlicht großes Pech – das hätte auch im Verein passieren können. Vor allem ist die Stimmung vor dem Hit gegen die Bayern allein durch die Rückkehr von Mario Götze extrem angeheizt – viele Fans können weiter nicht akzeptieren, dass ihr Idol zum Erzrivalen wechselte. Es wäre unverantwortlich gewesen, diese Atmosphäre noch weiter anzuheizen.

Die Dortmunder müssen die Antwort auf dem Platz geben. Ein Sieg würde unter diesen Voraussetzungen wohl wie ein Titel gefeiert.