Nach Bayerns 4:0 auf Schalke hat nicht einmal mehr Dauermahner Sammer etwas auszusetzen

Gelsenkirchen. Als Matthias Sammer ganz ohne öffentliches Statement aus der Arena auf Schalke entschwand, dürften das viele als größtes Lob für den FC Bayern München nach dem 4:0 beim FC Schalke 04 verstanden haben. Tatsächlich dürfte selbst ein Perfektionist wie der Münchner Sportvorstand, der zuletzt mit schöner Regelmäßigkeit gewarnt und gemahnt hatte, an diesem Abend nichts zu bemängeln gefunden haben.

31 Ligaspiele in Folge sind die Bayern nun ungeschlagen. Seit 32 Jahren hat kein Bundesliga-Club so hoch auf Schalke gewonnen. Doch mehr als alle Zahlen beeindruckte das Zustandekommen. Gute Ansätze hatten die Bayern schon in mancher Partie vorzuweisen, mal waren es 30, mal 45 Minuten. Das Schalke-Spiel aber war das bislang eindrucksvollste in der Ära von Trainer Pep Guardiola. Diesmal, befand er selbst, „haben wir 90 Minuten gut gespielt“. Er sei stolz auf seine Mannschaft, „es war ein Schritt nach vorne“. Er wisse nur noch nicht, ob ein großer oder kleiner. Guardiolas Zurückhaltung scheint angemessen. Noch ist der innerbetriebliche Unfrieden präsent, der nach dem 2:0 gegen Hannover entbrannt war, als Sammer den Bayern die Leidenschaft absprach.

Diesmal aber herzte Sammer nach dem Schlusspfiff jeden, den er irgendwie zu greifen bekam. Münchens Torwart Manuel Neuer sagte: „Es hätte auch 5:0 oder 6:0 ausgehen können.“ Lediglich die ersten 15 Minuten war das Spiel der beiden Champions-League-Clubs ein Duell auf Augenhöhe. Schalke begann aggressiv und war anfangs durchaus ebenbürtig. Doch 90 Sekunden machten aus der Partie eine Zweiklassengesellschaft. Einen Eckball von Arjen Robben köpfte Bastian Schweinsteiger unbedrängt zum 1:0 ein (21. Minute). Nicht mal zwei Minuten traf Mario Mandzukic zum 2:0.

Was dann folgte, war Münchner Dominanz in allen Belangen. Knapp 70 Prozent Ballbesitz, und das bei einem Auswärtsspiel. „Da liegt man 0:2 zurück und läuft wie ein Idiot dem Ball hinterher“, sagte Verteidiger Dennis Aogo. Den Klassenunterschied münzten die Bayern in der zweiten Hälfte durch Tore von Franck Ribéry (75.) und des eingewechselten Claudio Pizarro (84.) in ein entsprechendes Ergebnis um. Nicht nur Schalke hatte verloren, auch Kevin-Prince Boateng war im zuvor hochgejazzten Bruderduell gegen Bayerns Verteidiger Jerome Boateng unterlegen.

Perfekte Bayern also? „Ein perfektes Spiel gibt es nicht“, sagte Guardiola. Schließlich habe er ja auch ein paar Fehlpässe gesehen. Immerhin hatte der Trainer im zehnten Pflichtspiel zum neunten Mal eine andere Aufstellung gewählt. Nur eins scheint sicher: Aller Rotation zum Trotz scheint Guardiola sein Herzstück im Mittelfeld gefunden zu haben. Wie in Barcelona Andres Iniesta und Xavi wirbeln jetzt Schweinsteiger und Philipp Lahm.