Von Real Madrid bis Manchester City: Europas Vereine haben vor dem Start der Champions League investiert wie noch nie. Doch die vier deutschen Clubs haben ebenfalls Großes vor.

Frankfurt/Main. Mehr als 600 Millionen Euro und damit so viel wie noch nie in der Geschichte des Fußballs haben Europas Topvereine von Manchester bis Madrid in diesem Jahr in neue Stars investiert. Ihr Ziel: Die Münchener vom Champions-League-Thron zu stoßen. „Ich sehe zehn bis zwölf Clubs, die in der Champions League volles Rohr angreifen werden“, sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge im „Kicker“. „Die deutschen Clubs werden sich darauf einstellen müssen, dass es wieder ein Stück schwieriger wird, als es ohnehin schon war.“

Im Vergleich zu den 100 Millionen, die Real Madrid für Gareth Bale gezahlt hat, oder den 57 Millionen, die dem FC Barcelona der Brasilianer Neymar wert war, sehen die Investitionen der beiden Vorjahresfinalisten aus München (Mario Götze, Thiago Alcantara) und Dortmund (Pierre-Emerick Aubameyang, Henrich Mchitarjan) tatsächlich geradezu bescheiden aus. Die neue Champions League sei „endgültig die Bühne der Besten“ geworden, schrieb die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Sie sei eine „WM ohne Nationalhymnen und Flaggen“.

Für das größte Aufsehen gesorgt und den größten Aufwand betrieben hat wieder einmal Real Madrid. Der Rekordgewinner des „Henkelpokals“ kaufte nicht nur für 172,5 Millionen Euro neue Spieler wie Bale, Isco, Asier Illarramendi und den Ex-Leverkusener Daniel Carvajal ein, sondern verpflichtete als einer von sieben europäischen Top-Clubs auch noch einen neuen Trainer für den Angriff auf die Bayern.

„Jeder in Madrid ist fokussiert auf den Gewinn des Europacups“, sagte der Italiener Carlo Ancelotti vor dem ersten Gruppenspiel am Dienstag bei Galatasaray Istanbul. „Real hat seit 2002 nicht mehr das Finale der Champions League erreicht. Das ist eine viel zu lange Zeit für einen Club dieses Formats.“

„Die Engländer wollen ein großes Comeback feiern“

Auch der erneut für 110 Millionen Euro verstärkte französische Meister Paris St. Germain startet am Dienstag in Piräus mit einem neuen Trainer (Laurent Blanc) und einem neuen Starstürmer (Edinson Cavani) in die „Königsklasse“. Am meisten fürchtet Rummenigge allerdings einen Großangriff der Premier-League-Clubs aus Manchester (United und City) sowie London (Chelsea und Arsenal).

„Die Engländer wollen ein großes Comeback feiern. Schließlich haben sie in der Vorsaison vom Viertelfinale an kein Team mehr dabeigehabt“, sagte der Vorstandschef des FC Bayern der „Welt am Sonntag“. Mit Manchester City bekommt es der Titelverteidiger bereits in der Vorrunde zu tun. Der neureiche Club eines Scheichs aus Abu Dhabi gilt nach der Verpflichtung des hoch angesehenen chilenischen Trainers Manuel Pellegrini sowie der beiden spanischen Nationalspieler Jesus Navas und Alvaro Negredo vielleicht sogar als stärkster englischer Vertreter.

„Ein Wettbewerb mit einer ganz speziellen Aura“

Besonders gewarnt sind die Bayern vor ihrem Dauerrivalen: dem FC Chelsea mit seinem alten und neuen Coach José Mourinho und dem immerhin auch für 20 Millionen Euro hinzugekauften Andre Schürrle. Im europäischen Supercup-Finale in Prag habe man die große Motivation der Premier-League-Clubs im Allgemeinen und des FC Chelsea im Besonderen schon gespürt, glaubt Rummenigge.

Mourinho selbst hat die Champions League bereits mit Inter Mailand und dem FC Porto gewonnen. Dieser Pokal ist immer sein größtes Ziel – wo auch immer er gerade arbeitet. „Das ist ein Wettbewerb mit einer ganz speziellen Aura, er hat etwas Magisches“, sagte der Portugiese. „Jeder will das Eldorado des Fußballs erreichen.“

Nur einmal scheiterten die Bayern in der Gruppenphase

Kein deutscher Fußball-Verein war in der Champions League so oft dabei und so erfolgreich wie der FC Bayern München. Der deutsche Rekordmeister gehört in der insgesamt 22. Saison der Königsklasse zum 17. Mal zum Teilnehmer-Hauptfeld. Nur einmal scheiterten die Bayern in der Gruppenphase. Die größten Bayern-Erfolge waren die Titelgewinne 2001 und 2013. 1997 triumphierte Borussia Dortmund. Die Westfalen zogen nun schon zum neunten Mal in der Gruppenphase ein.

Eine Teilnahme weniger hat Bayer Leverkusen, für den FC Schalke 04 ist es der sechste Auftritt an der Gruppenphase. Der größte Erfolg war das Erreichen des Halbfinals 2011, als für die Königsblauen gegen Manchester United Endstation war. Vier deutsche Mannschaften waren zuletzt vor zwölf Jahren in Europas Fußball-Leistungsschau vertreten – und zwar in genau der gleichen Zusammensetzung. Damals zogen nur Bayern und Leverkusen in die nächste Runde ein.

Jeder Sieg ist eine Million Euro wert

Das Bundesliga-Quartett kann schon jetzt mit satten Einnahmen kalkulieren. Fix ist für alle 32 Teilnehmer die Startprämie von 8,6 Millionen Euro. Zusätzlich überweist die Uefa in der Gruppenphase pro Sieg eine Million und pro Unentschieden 500 000 Euro. Für die Teilnahme am Achtelfinale gibt es 3,5 Millionen Euro. Die Bonuszahlungen steigern sich dann von 3,9 Millionen Euro für das Viertelfinale über 4,9 Millionen Euro für alle Halbfinalisten auf 6,5 Millionen Euro für den Finalverlierer und satte 10,5 Millionen Euro für den Champions-League-Sieger. Im Idealfall kann der neue Titelträger 37,4 Millionen Euro einstreichen.

Dazu kommen noch die Einnahmen aus dem „Marktpool“. 2012/13 kassierte Dortmund als deutscher Meister 21,761 Millionen Euro, der FC Bayern 19,146 Millionen Euro. Ein klarer Wettbewerbsvorteil.