Bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres gewinnt der Franzose in Diensten des FC Bayern München

Monaco. Franck Ribéry setzte erst sein schelmisches Grinsen auf und atmete dann ganz tief durch. Mit der Auszeichnung zu Europas Fußballer des Jahres hat sich der Dribbelkünstler vom FC Bayern einen großen Karrieretraum erfüllt. Bei der Gala im Grimaldi Forum von Monaco wurde der Franzose einen Tag vor dem heutigen Supercup-Finale in Prag auf den FC Chelsea (20.45 Uhr) für seine außergewöhnlichen Leistungen in der Triple-Saison des deutschen Rekordmeisters geehrt. Dem vierfachen Weltfußballer Lionel Messi blieb nur die Rolle des fairen Gratulanten. Der ebenfalls geschlagene Cristiano Ronaldo wollte sich nach 2011 und 2012 offenbar keine weitere Wahlniederlage auf der Showbühne antun und hatte seine Teilnahme abgesagt.

Ribéry – elegant gekleidet im schwarzen Anzug – konnte das egal sein. Nach Meistertitel, Pokalsieg und Champions-League-Triumph mit seinen Bayern wurde ihm nun die individuelle Ehrung zuteil. „Diese Auszeichnung ist eine große Ehre für mich“, sagte der 30-Jährige kurz nach der Verkündung des Wahlergebnisses durch Uefa-Präsident Michel Platini. Ribéry stellte aber auch klar, dass die Auszeichnung ohne sein Team nicht möglich gewesen wäre. „Ich danke den Menschen beim FC Bayern, den Fans und auch meiner Frau und meinen Kindern.“

Die Gratulationen seiner Teamkollegen aus Prag ließen nicht lange auf sich warten. „Wahnsinn, Wahnsinn. Wir haben alle im Bus gejubelt“, berichtete Kapitän Philipp Lahm von der ausgelassenen Stimmung auf der Rückfahrt vom Training. „Der Bus stand Kopf. Wir haben uns riesig gefreut, das ist ein geiler Moment für ihn und für uns alle“, sagte Torwart Manuel Neuer.

53 Journalisten aus Uefa-Mitgliedsländern durften ihr Votum abgeben. Ribéry kam auf 36 Stimmen, Messi auf 14, Ronaldo nur drei Nominierungen. In der ersten Wahlrunde waren Arjen Robben, Robert Lewandowski, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger auf den Plätzen vier bis sieben gelandet. Die Auszeichnung für Ribéry ist nun auch die nächste Anerkennung eines erfolgreichen Fußball-Jahres für die Bundesliga. Erstmals seit Matthias Sammer 1996 konnte wieder ein in Deutschland spielender Profi eine internationale Trophäe für einen Einzelspieler in Empfang nehmen. Oliver Kahn hatte zuletzt 2002 den Sprung unter die besten Drei geschafft. In Ribéry wurde erst zum zehnten Mal ein Bundesliga-Spieler gewählt.

In seinem Heimatland Frankreich ist Mittelfeldmann Ribéry der fünfte Europasieger und tritt auch in die Fußstapfen des heutigen Uefa-Bosses Michel Platini (1983–85) und von Zinedine Zidane (1998). Deutschlands Fußballer des Jahres war Ribéry bereits 2008 geworden.

Die Uefa-Ehrung ist persönlicher Höhepunkt für Ribéry in einer bewegten Karriere. Erst kürzlich berichtete er, wie schwer es war aus einfachsten Verhältnissen in Boulogne-sur-Mer in die Fußball-Glitzerwelt aufzusteigen. Auch in der Nationalmannschaft war es für ihn nicht immer leicht. Als ein vermeintlicher Anführer der Spieler-Revolte bei der WM 2010 in Südafrika wurde er für drei Spiele gesperrt. Eine Prostituierten-Affäre schadete zusätzlich seinem Image. Doch Ribéry verkraftete alle Rückschläge und spielte 2012/13 seine wohl beste Saison.

Kurz nach der Auslosung zur neuen Champions-League-Saison wurde Ribéry ausgezeichnet und konnte sich in Video-Clips an die großen Momente bis zum Finale von London gegen Dortmund (2:1) erinnern. Auf elf Tore kam er und damit auf deutlich weniger als für seine Finalkonkurrenten Messi (60) und Ronaldo (60) beim FC Barcelona und bei Real Madrid. Doch im Gegensatz zu früheren Wahlen wurde diesmal von den Juroren nicht primär das Einzelkönnen als Goalgetter beurteilt, sondern die Gesamtleistung und die Titelzahl mit dem Club.

Diese Tatsache kann Ribéry Hoffnung machen auf eine noch prestigeträchtigere Auszeichnung, wenn am 13. Januar 2014 in Zürich der Weltfußballer gewählt wird. „Von diesem goldenen Ball träume ich schon seit vielen Jahren“, sagte Ribéry bereits.