Dortmunds Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang überragt beim 4:0 in Augsburg, Trainer Klopp kritisiert dennoch

Augsburg. Massimo Mariotti hatte gut zu tun. Kurz nach Schlusspfiff war der Dolmetscher gefragt, um zu übersetzen, was Pierre-Emerick Aubameyang zu erzählen hatte. Mit drei Treffern war der kürzlich aus St.Etienne gekommene Stürmer von Borussia Dortmund beim 4:0 in Augsburg zum Helden des ersten Bundesligaspieltages geworden. Das Interesse an ihm schien dem 24 Jahre alten Angreifer aus Gabun dann aber unheimlich zu werden.

Jedenfalls war Aubameyang das Bemühen anzumerken, das Ganze ein wenig zu beschwichtigen. „Das ist ein Traum für mich, ein unbeschreibliches Gefühl“, hatte er zunächst in die zahlreichen Mikrofone gesagt. Später beschränkte er sich meist darauf, sich artig bei den Mitspielern zu bedanken und das gute Betriebsklima zu loben. „Ich bin schon gut mit Marcel Schmelzer, Marco Reus und Robert Lewandowski befreundet“, erklärte Aubameyang und verwies auf die Klasse seiner neuen Mitspieler, die ihm mit perfekten Zuspielen zu seinem historischen Ligadebüt verholfen hatten: Er war der erst fünfte Bundesligaspieler, dem in seinem ersten Spiel ein Dreierpack gelang. Zuletzt war dies vor fünf Jahren dem Tschechen Martin Fenin für Eintracht Frankfurt geglückt.

Der neue Torjäger lobte vor allem das gute Zusammenspiel mit den Kollegen

Doch feiern lassen wollte sich Aubameyang trotzdem nicht. Dies kam auch bei seinem Torjubel zum Ausdruck. Seinen berühmten Salto zeigte er lediglich nach dem 1:0 in der 24. Minute, nachdem Schmelzer einen Ball gefühlvoll in die Schnittstelle der bis dahin fehlerfreien Augsburger Abwehr gespielt hatte und Aubameyang mit einem Flugkopfball traf. In diesem Augenblick musste er seiner spontanen Freude Ausdruck verleihen. Nach dem 2:0 (66.) und 3:0 (79.), als ihn zunächst Reus und dann Lewandowski mit exakten Pässen in den Lauf bedient hatten, ging sein erster Weg zum jeweiligen Vorbereiter. Die Kollegen seien an diesem Tag mindestens so wertvoll wie er selbst gewesen, sagte Aubameyang. Und das verspreche einiges für die Zukunft: „Wir haben ein tolles Team. Wenn wir so weiterarbeiten, wird es eine große Saison.“

Aubameyang ist froh, wieder ein Stück mehr in Dortmund angekommen zu sein. Und er verspürte wohl auch ein wenig Erleichterung, dass er eine Woche nach dem 3:0 im DFB-Pokal beim Regionalligaclub Wilhelmshaven, als er zahlreiche Großchancen nicht nutzte, den Beweis seiner Treffsicherheit erbringen konnte. „Es gibt wirklich schlechtere Starts in die Bundesliga“, sagte Jürgen Klopp, der den 13-Millionen-Euro-Zugang etwas überraschend von Beginn an aufgeboten hatte. Doch in die Lobeshymnen wollte er trotzdem nicht einstimmen: „Ich bin nicht überrascht über das, was er anbietet“, sagte der BVB-Coach und verwies darauf, dass sich Aubameyang noch steigern werde und müsse. „Er ist der klassische schnelle Stürmer, der im Moment noch eher wegläuft“, sagte Klopp, der daran arbeitet, aus Aubameyang einen kompletten Angreifer zu machen.

Seine Schnelligkeit sei zwar seine schärfste Waffe, doch solange er sich ausschließlich darauf verlasse, wirke sein Spiel recht eindimensional, befand Klopp. Er solle sich deshalb technisch und taktisch verbessern. Er müsse lernen, auch dann torgefährlich zu sein, wenn er mehr leisten muss, als nur einen Gegenspieler im Sprint abzuhängen. „Sonst wird das irgendwann zu durchsichtig. Das muss man flexibler werden“, sagte Klopp. Der äußerst gelungene Einstand dürfte Aubameyang das nötige Selbstvertrauen geben. Denn aller zur Schau gestellten Extrovertiertheit zum Trotz: Der Sohn einer afrikanischen Einwandererfamilie, der von dem harten sozialen Aufstieg, den sein Vater Pierre in Frankreich hinter sich gebracht hat, geprägt worden ist, ist eher schüchtern. Die grelle Mode, die er bevorzugt, und die auffälligen Autos, die er fährt, sind eher die Fassade, hinter der er sich versteckt.

„Das eine ist halt mein Look, mein Auto – das andere ist, wie ich wirklich bin. Ich möchte, dass mich die Menschen richtig kennenlernen“, sagt er. Daher auch der eher zurückgenommene Torjubel nach seinen Treffern zwei und drei am Sonnabend: „Die Trainer sehen den Salto ja nicht so gerne.“ In der Tat hatte Klopp einmal öffentlich darüber sinniert, ob es für seine Mitspieler nicht gefährlich sei, wenn sie mit Aubameyang jubeln wollen und dabei dann, überrascht von seinem Salto, von einem Fuß am Kopf getroffen werden. Klopp hatte dies nicht so ernst gemeint – aber Aubameyang hat es offenbar dennoch sehr ernst genommen.