Der Wahl zum „Fußballer des Jahres“ waren technische Probleme beim federführenden „kicker“ vorausgegangen. Das Magazin weist Vorwürfe, die Wahl sei nicht seriös abgelaufen, zurück.

Hamburg/München. Das Fachmagazin „kicker“ hat Kritik an der Wahl zum Fußballer des Jahres zurückgewiesen. „Es gab keinen Fehler, der Einfluss auf das Abstimmungsergebnis gehabt hätte. Wir betonen, dass es bei dieser Wahl wie bei allen vorherigen seit 1960 mit rechten Dingen zugegangen ist“, schreibt das für die Durchführung der Wahl verantwortliche Blatt auf seiner Internetplattform und entgegnet damit Berichten über eine angeblich fehlerhafte Wahl zum Fußballer des Jahres.

Der „kicker“ räumte allerdings ein, dass es beim Versenden der ersten Wahlunterlagen an die Mitglieder des Verbands Deutscher Sportjournalisten (VDS) durch eine fehlerhafte Datei ein Problem gegeben habe, das aber sofort erkannt und auch umgehend korrigiert worden sei. „In unserem Haus wurde noch in der Nacht reagiert. Jeder Wahlberechtigte erhielt umgehend die korrekten Zugangsdaten für die Wahl. Das ist bei einer so wichtigen Wahl doch eine Selbstverständlichkeit“, sagte „kicker“-Chefredakteur Jean-Julien Beer.

Anschließend sei die Wahl wie jedes Jahr über mehrere Wochen verlaufen. Bei der Teilnehmerzahl habe es schon immer große Schwankungen gegeben. Dass in diesem Jahr weniger Sportjournalisten ihre Stimme abgegeben hatten, könne nicht an dem sofort behobenen Adress-Problem liegen. „Bastian Schweinsteiger führte das Ranking bei dieser Wahl jederzeit an und ist aufgrund seiner sportlichen Leistung zweifellos ein würdiger Sieger“, sagte Beer.

Schweinsteiger hatten für seinen Wahlsieg 92 Stimmen gereicht, das waren nur 2,5 Prozent der 3700 möglichen. Der Nationalspieler hatte fünf bzw. sieben Stimmen Vorsprung auf seine Münchner Teamkollegen Franck Ribéry (87) und Thomas Müller (85). In diesem Jahr haben sich 527 Sportjournalisten an der Wahl beteiligt, weshalb das Nachrichtenmagazin „Focus“ unter Berufung auf Experten die Seriösität der Wahl infrage gestellt hatte.

„Ja, es ist unglücklich gelaufen, bei der Wahl ist ein Fehler passiert“, sagte „kicker“-Herausgeber Rainer Holzschuh „Focus online“. Er berichtete von einem technischen Versehen, „das irgendwo zwischen Sekretariat und Druckerei“ entstanden sei. Holzschuh sagte zudem: „Es war ein menschlicher Fehler, und menschliche Fehler passieren eben.“

Bei der Wahl zum Trainer des Jahres hatte Triple-Gewinner Jupp Heynckes (Bayern München) mit 383 von 517 abgegebenen Stimmen deutlich gewonnen, bei den Frauen entschied Ex-Nationalspielerin Martina Müller vom VfL Wolfsburg mit 117 Stimmen die Wahl für sich.

Schweinsteiger reagierte „überrascht“

Nach der Abstimmung hatte sich Schweinsteiger selbst „überrascht“ gezeigt und vor allem seine Teamkollegen hervorgehoben. „Mich macht diese Auszeichnung stolz, aber ich weiß auch, dass das sehr damit verbunden ist, wie es bei Bayern München lief“, sagte er dem „kicker“.

„In meiner Karriere war es oft so, dass es Rückschläge gab. Aber ich bin so erzogen worden, dass ich nie aufgebe, sondern dass ich immer versuche zurückzukommen. Dass es dann so läuft, dass ich sogar Fußballer des Jahres werde, das ist einfache eine große Ehre für mich.“

Offiziell geehrt werden soll Schweinsteiger am 9. August vor dem Bundesliga-Auftaktspiel der Bayern gegen Borussia Mönchengladbach. Dass der Bayern-Star um seinen Titel fürchten muss, steht beim „kicker“ offenbar nicht zur Debatte.

Sammer: „Wer Schweinsteiger infrage stellt, ist respektlos“

Unabhängig von der Wahl-Panne hält Münchens Sportvorstand Matthias Sammer nichts davon, den Nationalspieler auch sportlich in Frage zu stellen. „Es gibt überhaupt keine Diskussion um Bastian“, sagte Sammer der „Sport Bild“.

Dies sei nicht Bestandteil der Bayern-Philosophie. „Bastian ist für mich der beste Mittelfeldspieler der Welt. Wer ihn nur ansatzweise infrage stellt, ist respektlos“, sagte Sammler.

Schweinsteiger hatte den Start der Vorbereitung wegen einer Operation am Fuß verpasst. In den bisherigen Testspielen ist der 28-Jährige deshalb nicht wie gewohnt zum Zug gekommen.

Die Position vor der Abwehr hatte Neuzugang Thiago übernommen und dabei überzeugt. Daraufhin war spekuliert worden, ob für Schweinsteiger überhaupt noch ein Platz im Team des deutschen Fußball-Rekordmeisters sei.