Ein Kommentar von Alexander Laux

Noch vor einem Jahr war er der Tripel-Verlierer: Vize-Meister hinter Dortmund, 2:5-Klatsche im DFB-Pokal gegen den BVB und zur Krönung noch das verlorene Champions-League-Finale „Dahoam“ gegen den FC Chelsea, als er den entscheidenden Elfmeter vergab. Passend dazu scheiterte Bastian Schweinsteiger mit der deutschen Nationalmannschaft im EM-Halbfinale an Italien. Nicht wenige Experten wähnten den heute 28-Jährigen auf den Pfaden des ewig unvollendeten Michael Ballack wandeln, der bekanntlich vergeblich großen Titeln hinterher hechelte. Und überhaupt: Wuchs mit dem Borussen Ilkay Gündogan nicht längst ein ernsthafter Konkurrent beim DFB heran?

Ein Jahr nach der vermeintlichen Götterdämmerung hat Schweinsteiger sein persönliches Quadrupel geschafft. Nach Meisterschaft, Pokalsieg und dem Titel in der Königsklasse mit den Bayern gewann der Mittelfeldspieler etwas überraschend die vom „Kicker“ organisierte Wahl zum Fußballer des Jahres. Im Vergleich zu den anderen Trophäen ist dieser Titel auf den ersten Blick weit weniger wert, allerdings steht die Auszeichnung der Journalisten für den wieder gestiegenen Stellenwert des Führungsspielers, der vom Chef zum Chefchen geschrumpft war.

War die Wahl von Jupp Heynckes zum bestem Trainer ein Selbstgänger, so gab es beste Argumente, Franck Ribéry nach dessen überragenden Leistungen an die Spitze zu setzen. Doch es galt, Abbitte zu leisten. Wer nach einer Albtraum-Saison mit so starken Leistungen reagiert, trägt den Titel bester Fußballer des Jahres mit Recht – und sofern er mag, dürfte er sich auch wieder Chef nennen.