Der Hamburger Physiotherapeut Niklas Albers hat die US-Fußballer fit gemacht für das Endspiel um die nord- und mittelamerikanische Kontinentalmeisterschaft

Hamburg. Gut, dass am Mittwoch kein Handball gespielt wurde in Arlington, Texas. Sonst wäre Niklas Albers womöglich ausgerastet, so brutal wie Honduras‘ Fußballer gegen die USA zu Werke gingen: „Da haben sich einige nur darauf konzentriert, unsere Jungs umzutreten.“ Aber da es eben Fußball war, blieb Albers auf der zum Glück klimatisierten Mannschaftsbank ruhig sitzen und überließ das Überhitzen seinem Chef. Trainer Jürgen Klinsmann knallte vor Wut den Ball auf den Boden und musste zur Strafe den 3:1-Sieg seiner US-Auswahl im Halbfinale des Gold-Cups von der Tribüne erleben.

Ob sich Klinsmann im Finale am Sonntag gegen Panama (22 Uhr) wieder an der Seitenlinie aufhalten darf, ist noch nicht entschieden. Sicher ist, dass Albers, 39, dabei ist. Vor bald zwei Jahren holte Klinsmann den Hamburger Physiotherapeuten in sein Funktionsteam. Der Kontakt war über Mannschaftsarzt Kurt Mosetter entstanden. Der Schweizer hat einst die Myoreflextherapie entwickelt, der Klinsmann vertraut. Und wenige verstehen sich auf diese Methode der Verletzungsbehandlung und -vorbeugung so gut wie Albers.

Seit 2004 hatten sich die HSV-Handballer in seine Hände begeben, und wenn die Hamburger in dieser Zeit fünf große Titelgewinne feiern durften, dann ist das auch Albers’ Verdienst. Ausgerechnet den Triumph im Champions-League-Finale Anfang Juni in Köln aber konnte er nur in 6389 Kilometer Entfernung verfolgen: in der Umkleide des Stadions in Washington, in dem die US-Fußballer sich gerade für ihr Testspiel gegen Deutschland bereit machten. „Die haben mich ganz schön komisch angeschaut, als ich vor dem Fernseher vor Freude aufgeschrien habe.“

Mittlerweile hat Albers seine Soccer Boys mit den Grundzügen des Handballspiels vertraut gemacht, das er auch aktiv recht erfolgreich betrieben hat. Längst fühlt er fühlt sich aber auch als Teil dieser amerikanischen Mannschaft, die ihre Rekordserie gerade auf zehn Siege ausgebaut hat: „Der Umgang ist sehr nett, es ist ein großes Miteinander.“ Und sein Chef sagt über ihn: „Er passt hervorragend in unser Team.“

Dass Klinsmann wie schon in seiner Zeit als Bundestrainer für neue Methoden offen ist, kommt Albers entgegen. Einige der Hilfsmittel seien in Europa noch unbekannt. Etwa die Luftdruckanzüge, in die sich die Spieler nach den Partien für 30 Minuten hüllen, um zu regenerieren. „Die Arbeitsweise ist teils eine andere als bei uns“, sagt Albers. Einiges könne man sich vielleicht für den Handball abschauen.

Die Luftdruckanzüge und Albers’ Knetkunst konnten allerdings nicht verhindern, dass die Mannschaft nach fünf Turnierspielen „ziemlich platt“ sei. Auch Albers ist froh, wenn die Kontinentalmeisterschaft zu Ende ist und er nach zwei Monaten wieder nach Hamburg kommt, wo ihn seine Frau und die zwei Kinder schon sehr vermissen.

Zu klären wäre noch, ob er auf freiberuflicher Basis für den HSV weiterarbeitet, soweit es mit seiner Arbeit für den US-Fußballverband zu vereinbaren ist. In seiner Praxis in Eppendorf wartet in jedem Fall genügend Arbeit. „Mal wieder ganz normale Patienten zu behandeln“, sagt Albers, „darauf freue ich mich schon.“