Ein Kommentarvon Andreas Hardt
Seien wir mal ehrlich: Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft taucht höchstens einmal im Jahr im Bewusstsein des gemeinen Sportfans auf. Wenn es mal wieder ein großes Turnier gibt. Die Testländerspiele oder Qualifikationspartien, die auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zwischen Soap und Vorabend-Krimi übertragen werden (müssen), sind ja – mit Verlaub – nicht so fesselnd. Da lässt sich lockerer kicken.
Jetzt aber ist EM. Rund sechs Millionen schauen zur Primetime wieder zu. Die Bundestrainerin steht dann am Spielfeld und macht meist ein verkniffenes Gesicht. Dazu geben ihr die Leistungen auch allen Grund. Aber auch sonst wirkt Silvia Neid auf den – zugegebenermaßen – Außenstehenden wie eine überstrenge Lehrerin. Eine von denen, die man früher in Schönschrift nie haben wollte.
Ob sie eine Pädagogin ist, muss sich nun am Sonntag im EM-Viertelfinale gegen Italien zeigen. Man ist versucht zu zweifeln.
Eine Frage ist doch, warum Silvia Neid überhaupt noch im Amt ist. Das Versagen bei der WM 2011 im eigenen Land war derart eklatant, dass personelle Konsequenzen eigentlich unausweichlich hätten sein müssen. Es wurde ja nicht nur Birgit Prinz öffentlich demontiert und der angestrebte Titel verpasst, es wurde auch Olympia 2012 verspielt. Das war ein GAU. Und die Chance zum konsequenten Neuanfang. Der DFB hat sie verpasst.
Und nun? Bei der EM sei der Druck zu groß für das junge Team. Hört man. Es ist verkrampft, es zeigt nicht, was es kann. Déjà-vu. Das alles gab es 2011 bereits. Mit der Bundestrainerin Silvia Neid.