Växjö. Den Erdbeer-Schoko-Kuchen für Simone Laudehr verputzten die deutschen Fußballerinnen am Freitag zügig – „Happy Birthday to you!“ Am 27. Geburtstag der Mittelfeldspielerin stieg die Stimmung wieder an im Quartier, der angereiste Mentalcoach Markus Hornig versuchte außerdem, den Druck und den Frust nach dem mageren 0:0 zum EM-Auftakt gegen die Niederlande wegzureden. „Wir müssen die Spielerinnen jetzt aufbauen und mutig machen, das ist unsere Hauptaufgabe“, sagte Bundestrainerin Silvia Neid. Schon am Sonntag im zweiten Gruppenspiel gegen Island (20.30 Uhr/ZDF und Eurosport) stehen die Titelverteidigerinnen schließlich unter Zugzwang.

Gegen die Niederländerinnen hielt die Mannschaft dem Druck allerdings nicht stand. Das stark verjüngte Team (23,5 Jahre im Durchschnitt) agierte vor 8861 Zuschauern im südschwedischen Växjö und sechs Millionen TV-Zuschauern in der Heimat verkrampft, zweikampfschwach und ohne Ideen – in dieser Form hat es keine Chance auf den achten EM-Triumph. Das wissen auch die Spielerinnen, die sich durchaus selbstkritisch zeigten. „Wir haben nicht die richtigen Mittel gefunden, ängstlich gespielt“, sagte Spielführerin und Torhüterin Nadine Angerer.

Torjägerin Celia Okoyino da Mbabi gab zu, dass „wir nicht umsetzen konnten, was wir uns vorgenommen hatten“. Den Grund dafür hatte sie auch parat: „Für viele Spielerinnen war die Drucksituation neu, aber sie haben das Potenzial.“ Lena Goeßling untermauerte diese Einschätzung. „Die EM ist etwas anderes als ein Testspiel. Wir waren nervös, haben falsche Entscheidungen getroffen“, sagte die Mittelfeldspielerin. Annike Krahn sieht die Routiniers in der Pflicht: „Wir Älteren sind gefordert. Ich bleibe aber optimistisch. Die Jungen werden ihr Potenzial noch zeigen.“

Die Spielerinnen und die Trainerin betonten, dass aufgrund des 1:1 zwischen Norwegen und Island in der anderen Partie noch nichts in der Gruppe B passiert sei. Dabei vergaßen Neid und ihre Schützlinge allerdings, dass die Euphorie und das Selbstvertrauen nach dem 4:2 im letzten EM-Test gegen Weltmeister Japan mit einem Mal verflogen sind. Nach dem Spiel gegen Island treffen die Deutschen im letzten Vorrundenspiel am Mittwoch auf den zweimaligen Europameister Norwegen. Da auch die beiden besten Drittplatzierten der drei Vorrundengruppen weiterkommen, könnte bereits ein Sieg aus den beiden Partien für den Viertelfinal-Einzug genügen. Dieses Wissen könnte ja etwas Druck nehmen. Markus Horning wird es ihnen erzählen.