Ein Kommentar von Andreas Hardt

Joseph „Sepp“ Blatter hat Brasilien und den Confed Cup zunächst verlassen und sich Richtung Türkei begeben. An diesem Freitag will der Präsident des Fußball-Weltverbandes Fifa dort die U20-WM eröffnen. Er ist eben immer da, wo was los ist.

Man darf gespannt sein, was der 77-Jährige in Kayseri zum Start des Nachwuchsturniers so sagt. Über die verbindende Kraft des Fußballs zum Beispiel. Und was er nicht sagt. Über Demonstrationen und Menschenrechte zum Beispiel.

Angesichts der immer mehr zunehmenden Proteste rund um den Confed Cup gegen die Milliardenausgaben für die Fußball-WM in Brasilien, gegen die Erhöhung der Busfahrpreise, gegen die immer größer werdenden sozialen Ungleichheiten in dem gigantischen Schwellenland verfiel Blatter ja zunächst in seinen üblichen Reflex: Der Fußball habe damit nichts zu tun. Spiel ist Spiel, der Ball ist rund. Man hat das bei Sportfunktionären oft genug erlebt.

Auch bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking ignorierten sie politische Missstände. Hauptsache Sport.

Diese Brot-und-Spiele-Mentalität aber hat sich überlebt. Dass die brasilianische Nationalmannschaft sich solidarisch erklärte mit ihren protestierenden Landsleuten, muss so etwas wie ein Schock für Blatter gewesen sein, der noch vor Tagen zynisch erklärt hatte, die Fifa habe Brasilien den Confed Cup nicht aufgezwungen.

Jetzt also Türkei, wo die Sicherheitskräfte noch ungleich heftiger gegen die Demonstranten vorgingen. Die Matches werden sicherlich ungestört laufen. Blatter könnte das gefallen.