Ein Nachruf von Alexander Laux

Niemand konnte sich diesem Zauber entziehen. Wer auch immer den Erzählungen der Nationalspieler von 1954 lauschte, war beeindruckt, wie tief sich jedes noch so kleine Detail des WM-Turniers in der Schweiz in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte. Verwunderlich war dies nicht: Dreimal hat Deutschland den Weltmeistertitel gewinnen können, aber der erste Triumph, dieses Wunder von Bern, wurde zum ewigen Mythos.

Nicht allein die sportlich überragende Leistung, gegen die für unbesiegbar gehaltenen Ungarn einen 0:2-Rückstand noch in den 3:2-Sieg gedreht zu haben, machte die Fußballer zu Legenden. Der Titel war für Nachkriegsdeutschland von unschätzbarem Wert. Man war wieder wer.

Das größte Verdienst von Spielern wie Fritz oder auch Ottmar Walter war es aber, nie die heute immer seltener anzutreffenden Werte wie Respekt oder Kameradschaft verraten und nie die nötige Demut und Bescheidenheit verloren zu haben. Diese Generation Fußballer wurde zu Vorbildern für Millionen, die ihrer Funktion auch gerecht wurden.

Mit Ottmar Walter ist nun einer der letzten Weltmeister von 1954 verstorben. Die Geschichten von damals werden bald nur noch in Büchern und Filmschnipseln abrufbar sein – und bei denen, die die Helden von Bern erlebt haben. Gerade sie sind aufgefordert, diese Erinnerungen weiterzutragen. Der Mythos von 1954 mit seinen Idealen muss weiterleben.