Amsterdam. Der FC Chelsea hat sich trotz Angsthasen-Fußballs in den Geschichtsbüchern des Europacups verewigt. Die ersatzgeschwächten Blues gewannen in Amsterdam gegen Benfica Lissabon dank eines Last-Minute-Treffers des Serben Branislav Ivanovic (90.+3) vollkommen unverdient mit 2:1 (0:0) und erstmals in der Clubgeschichte die Europa League.

Damit sind die Londoner bis zum deutschen Champions-League-Endspiel am 25. Mai im Besitz beider Europapokale und machten als fünfter Verein nach Bayern München, dem FC Barcelona, Ajax Amsterdam und Juventus Turin die Sammlung aller drei Europacups vollständig. Marko Marin wurde zehn Tage vor dem Duell zwischen Bayern München und Borussia Dortmund zum ersten Deutschen seit Andreas Hinkel, der einen Europacup gewann. Wie Hinkel 2007 beim Triumph mit dem FC Sevilla kam er im Finale aber nicht zum Einsatz.

Der spanische Welt- und Europameister Fernando Torres hatte Chelsea in Führung gebracht (60.), Oscar Cardozo glich per Handelfmeter aus (68.). Die Blues waren phasenweise ähnlich unterlegen wie im Champions-League-Finale vor einem Jahr in München - und gewannen erneut. Der spielbestimmende portugiesische Rekordmeister wurde wie damals die Bayern für seine mangelnde Zielstrebigkeit hart bestraft und verlor vor den Augen seiner Club-Legende Eusebio auch das siebte Europacup-Endspiel in Folge. Zuletzt hatte Benfica 1962 den Landesmeister-Cup gewonnen - in Amsterdam und mit Eusebio als Spieler.

Welch große Bedeutung das Spiel hatte, war schon im Laufe des Tages zu erkennen gewesen. In beiden Ländern hatten die Zeitungen dem Finale Sonderseiten gewidmet. "Schreibt Geschichte", forderte "A Bola" in Portugal. "Auf geht's, Blues", schrieb die britische "Sun". Die Amsterdamer Innenstadt war fest in der Hand der englischen Fans, die dort immer wieder lautstark José Mourinho besungen, der wohl an die Stamford Bridge zurückkehren wird. Die 10.000 Benfica-Fans, die mit 30 Sonderflugzeugen gekommen waren, hatten dagegen das Fan-Fest rund um die Amsterdam ArenA erobert. Unter den 46.163 Zuschauern waren auch zahlreiche deutsche Fans, darunter viele Anhänger von Hannover 96, die offenbar auf eine Finalteilnahme der Niedersachsen gehofft hatten und früh Tickets buchten.